Russland schaltet Anrufe über populäre Messenger ab

Russlands Telekommunikationsbehörde Roskomnadsor hat diese Woche die Sprach- und Videotelefondienste von Whatsapp und Telegram blockiert. Begründet wird dies mit dem "Schutz der Bevölkerung vor betrügerischen Anrufen" auf den "ausländischen Messengern". Zeitgleich wird die Nutzung des neuen russischen Messengers Max propagiert. Er gilt als bestens einsehbar für Russlands Geheimdienste.

Alle Zitate öffnen/schließen
Viktor Schenderowitsch (RU) /

Regimetreues Publikum an die Kandare genommen

Wie Publizist Viktor Schenderowitsch auf Facebook schreibt, erhöhen derartige Maßnahmen den Druck im russischen Kessel – mit ungewissem Ausgang:

„Das ist ein vorhersehbarer und weit ausgreifender Schritt in Richtung Nordkorea. ... Ein Schlag gegen Alltag und Gewohnheiten von Millionen Russen, von denen die meisten keineswegs Liberale sind! ... Es ist klar, dass die Verärgerung im Innern steigt. All diese 'Einschläge' [von Drohnen], das vierte Jahr Fleischwolf vor dem Hintergrund von Inflation, gelähmte Flughäfen. ... Ich kann nicht sagen, wann und wie (beim völligen Fehlen legitimer gesellschaftlicher Mechanismen) all dies in politische Turbulenzen umschlagen wird. ... Doch vorerst hält das Land natürlich die Klappe – man hat ja schon Übung darin. Zumal dies durch die Abschaltung von Messengern viel einfacher geworden ist.“

Radio Europa Liberă (RO) /

Meinungsfreiheit weiter beschnitten

Der Kreml nutzt vorgeschobene Argumente, um die Informationsmöglichkeiten der Bürger einzuschränken, schreibt Radio Europa Liberă:

„Die russischen Sicherheitsdienste haben häufig behauptet, dass die Ukraine Telegram nutzt, um Leute anzuwerben oder Sabotageakte in Russland zu begehen, was den Druck auf die Plattformen erhöht hat. Ein Bericht von Human Rights Watch warnte jedoch schon im Juli 2025, dass die russische Regierung ihre technologischen Fähigkeiten und ihre Kontrolle über die Internet-Infrastruktur ausbaut, um unerwünschte Webseiten und Möglichkeiten zur Zensurumgehung zu blockieren und zu verlangsamen. Diese Maßnahmen sind Teil einer umfassenderen Strategie, die Presse- und Meinungsfreiheit im Internet einzuschränken.“

Echo (RU) /

Kreml pusht Privatprojekt als Ersatz

Recherche-Spezialist Andrej Sacharow beleuchtet in einem von Echo übernommenen Telegram-Post die Hintergründe von Max:

„Ende 2021 hat der Bankier [und Putin-Vertraute] Juri Kowaltschuk die Holding VK gekauft. ... Im März 2025 hat VK Max gestartet, kurz darauf wurde ein Gesetz über einen 'nationalen Messenger' verabschiedet, und jetzt bewerben Beamte über staatliche Kanäle dieses VK-Projekt. ... Kurzum: Der Staat treibt derzeit durch Repressionen (Sperren) und aggressive Werbung die Menschen in den 'nationalen Messenger', der in Wirklichkeit nicht einmal dem Staat, sondern einem bestimmten Bürger gehört. Das ist das exakte Gegenteil des chinesischen Modells, an dem sich der Kreml so gerne orientiert: Dort gibt es mehrere miteinander konkurrierende Messenger – und sie gehören nicht Xi Jinping oder seinen 'Kassenwarten'.“