Gaza: Israel will Gebiete dauerhaft besetzen

Israel strebt eine dauerhafte Kontrolle von eroberten Gebieten im Gazastreifen an. Die Armee solle sich künftig nach Einsätzen nicht mehr zurückziehen, sondern stationiert bleiben, erklärte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Zudem sollten Bewohner zu ihrem eigenen Schutz vom Norden in den Süden umgesiedelt werden. Kommentatoren blicken pessimistisch und besorgt auf den Krisenherd.

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La Repubblica (IT) /

Ultimatum an die Hamas

La Repubblica analysiert:

„An der Operation werden Tausende von Reservisten beteiligt sein, die mit der Entscheidung überhaupt nicht glücklich sind, und sie wird die Vertreibung von Millionen von Palästinensern zur Folge haben. Es handelt sich um ein Ultimatum an die Hamas, das abläuft, wenn innerhalb von etwa zehn Tagen keine Einigung über die Freilassung der Entführten erzielt wird, wenn also das 'Zeitfenster' der Reise von Donald Trump nach Saudi-Arabien, Katar und in die Emirate am 16. Mai endet. Damit sind wir wieder bei dem Plan der messianischen Ultra-Rechten, diese 365 Quadratkilometer des gepeinigten palästinensischen Landes zu besetzen, auch wenn noch nicht klar ist, ob die Besetzung ganz oder teilweise, vorübergehend oder dauerhaft sein wird.“

Avvenire (IT) /

Kritische Stimmen auch im eigenen Land

Avvenire kommentiert:

„Es ist tröstlich, dass es in Israel noch viele Stimmen gibt, die das rassistische, fundamentalistische und fremdenfeindliche Treiben der an der Macht befindlichen ultrarechten Regierung ablehnen; und dass ein Teil dieser Gesellschaft nicht aufhört, Entsetzen über die humanitäre Katastrophe der palästinensischen Bevölkerung und die zynische Gleichgültigkeit der Regierung gegenüber dem Schicksal der israelischen Bürger, die noch immer Geiseln sind, zu empfinden. Diese Katastrophe ist das Ergebnis des bewussten Willens von Premier Netanjahu, den Krieg auf unbestimmte Zeit fortzusetzen, die langfristige Wiederbesetzung des Landes zuzulassen und die 'Umsiedlung' seiner Bewohner einzuleiten.“

The Economist (GB) /

Ewige Hölle im Endloskrieg

Der ebenfalls gebilligte Plan zu humanitärer Hilfe, die durch Privatorganisationen verteilt werden soll, ist nur Augenwischerei, urteilt The Economist:

„Der Plan weist gravierende Mängel auf. Er macht die Palästinenser auf unbestimmte Zeit von einer Rationierung auf Minimalniveau abhängig. Es ist unklar, wie Krankenhäuser und Flüchtlingsunterkünfte versorgt werden sollen. ... Israelische Beamte gehen davon aus, dass die Hilfsorganisationen schließlich kapitulieren und ihre Hilfe anbieten werden, sobald sie erkennen, dass dies der einzige Weg ist, Hilfe nach Gaza zu bringen, ohne dass die Hamas die stillschweigende Kontrolle übernimmt. ... So wird Gaza zum endlosen Krieg für Israel und zur ewigen Hölle für die Bewohner Gazas.“