Wie umgehen mit Russlands "Schattenflotte"?
Am Dienstag ist ein russischer Kampfjet kurzzeitig in den Nato-Luftraum eingedrungen, nachdem die estnische Marine versucht hatte, einen unbeflaggten Tanker in der Ostsee zu kontrollieren. Das Schiff gehört vermutlich der russischen "Schattenflotte" an. Die Landespresse fordert Konsequenzen.
Neue strategische Entscheidungen treffen
Postimees zweifelt an der Effektivität des estnischen Manövers:
„Wir kennen vielleicht nicht den wahren Zweck der Operation, aber wenn wir den Tanker abfangen wollten und dabei gescheitert sind, sollte das den estnischen Behörden zu denken geben. Der Verlauf des Kriegs in der Ukraine hat gezeigt, dass Russland in der Lage ist, zu lernen. Es ist ebenso in der Lage, zu lernen, wie man hybride Operationen durchführt und eine Schattenflotte schützt. Auch wir müssen lernen und kritische Fragen zu unseren strategischen Entscheidungen stellen. ... Es ist aus mehreren Gründen sinnvoller, die Schattenflotte polizeilich statt militärisch zu überwachen. ... Gegenwärtig verfügt die Polizei nicht über eigene Schiffe und die gesamte Befehlskette bleibt ein wenig verworren.“
Abschreckung muss glaubwürdig sein
Eesti Päevaleht beklagt, dass Estland sich schwach gezeigt hat:
„Die Versuche Estlands, Finnlands und Deutschlands, einzelne Schiffe zur Abschreckung abzufangen, sind bisher gescheitert. Etwas noch Schlimmeres wäre eine öffentliche Demonstration ihrer Ohnmacht. Das hat Estland geschafft: Stärke zu demonstrieren, sie dann aber doch nicht durchzusetzen, ist wahrscheinlich die schlechteste Lösung. Natürlich müssen diese Schiffe gestoppt werden. Die einzige Möglichkeit, dies zu tun, besteht darin, sich mit dem gesamten nordischen Raum abzustimmen, einschließlich Dänemark, das die Einfahrt bewacht. Aber wir spielen nur Krieg, ohne zu wissen, wohin der eine oder andere Schritt führen wird.“