KI in der Schule: Chance oder Gefahr?

In vielen europäischen Ländern beginnt am 1. September nach den Sommerferien der Unterricht wieder. Doch die Schule ist nicht Jahr für Jahr die gleiche: Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz tangiert unweigerlich auch Schüler und Lehrer. Kommentatoren erörtern, welchen Schaden oder Nutzen KI im Unterrichtsprozess mit sich bringt und welche Aufgaben sich nun den Pädagogen stellen.

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Les Echos (FR) /

Es braucht Post-KI-Bildung

Nicht nur der Unterrichtsprozess, auch die Bildungsziele müssen auf den Umgang mit KI eingestellt werden, urteilt Boris Walbaum, Gründer der privaten Hochschule Forward College, in Les Echos:

„Laut Dario Amodei, CEO [des KI-Start-ups] Anthropic, könnte in den nächsten fünf Jahren die Hälfte der Stellen für qualifizierte Berufseinsteiger wegfallen. ... Unser Bildungssystem ist darauf nicht vorbereitet. Das Risiko einer Massenarbeitslosigkeit unter jungen Absolventen ist mittelfristig real. ... Um sie auf eine unsichere, sich ständig wandelnde Welt vorzubereiten, reicht es nicht aus, die Bildung nur an 'neue Berufe' anzupassen, die selbst nur von kurzer Dauer sind. Es muss eine Post-KI-Bildung entwickelt werden, die den Lernenden die Mittel an die Hand gibt, um mit der Unsicherheit und Beschleunigung umzugehen, die die kommenden Jahrzehnte prägen werden.“

Sega (BG) /

Falscher Freund für Denkfaule

Wie sich der Vormarsch der KI auf Bulgariens Schulsystem auswirken wird, beschäftigt Sega:

„Die Künstliche Intelligenz hat bereits Einzug in die Schulen gehalten und beginnt, die Art und Weise zu verändern, wie Schüler lernen und Lehrer unterrichten. ... Inwieweit ist das bulgarische Bildungssystem bereit, diese Transformation anzunehmen und zu steuern? Werden die Schüler zu Konsumenten fremder Ideen oder werden sie lernen, die neuen Technologien kreativ zu nutzen? ... Was KI aus den Schülern macht, hängt davon ab, ob wir ihnen beibringen, sie richtig zu nutzen. Sie kann je nach Art der Nutzung zum Freund oder Feind werden. ... Sie kann jedoch auch zu faulen Gehirnen und Verdummung führen.“

Telex (HU) /

Komplexen pädagogischen Aufgaben nicht gewachsen

KI stößt bei der Lernhilfe an Grenzen, warnt der Pädagoge Gergely Nádori in Telex:

„Die Reproduktion von Kenntnissen, Aufgaben, für die es nur eine einzige Lösung gibt, einfache Zusammenfassungen und Leseverstehen sind Dinge, die KI machen kann, aber komplexere Dinge, bei denen sie nicht gut abschneidet, wie Zusammenarbeit, Kreativität oder Problemlösung, kann sie nicht gut unterrichten. ... In bestimmten Bereichen können KI-Tutoren natürlich Hilfe leisten, sie können beim Einüben bestimmter Prozesse und beim reproduktiven Lernen nützlich sein, aber dies ist höchstens ein Baustein, auf dem man höhere Fähigkeiten aufbauen kann.“