Ungarn: Wird Orbán seine Macht 2026 verlieren?

Im April 2026 finden in Ungarn Parlamentswahlen statt. Premier Viktor Orbán und seine Partei Fidesz sind seit 2010 durchgehend am Ruder. Wie schon in früheren Legislaturperioden verfügen sie auch jetzt über eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Nun droht ihnen aber eine ernsthafte Herausforderung durch Péter Magyar und seine im Vorjahr gegründete Partei Tisza. Laut Umfragen liegen Magyar und seine Partei gegenwärtig vorne.

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Tygodnik Powszechny (PL) /

Der Premier wird die Macht nicht kampflos abgeben

Dominik Héjj, Chefredakteur des ungarischen Online-Portals kropka.hu, analysiert in Tygodnik Powszechny:

„Die Zeit spielt Magyar in die Hände, und in den Umfragen liegt er schon jetzt vorne. Gleichwohl steht außer Zweifel, dass Orbán seine Macht nicht ohne Weiteres loslassen wird. Um sie zu verteidigen, wird er zu allen Mitteln greifen, einschließlich legislativer, um Magyars Sieg zu erschweren. Dazu wird er den gesamten Staatsapparat und alle ihm treu ergebenen Oligarchen in Stellung bringen.“

Index (HU) /

Referendum über den Langzeit-Herrscher

Oppositionspolitiker Magyar ist vorerst noch eine Katze im Sack, meint der ehemalige liberale Politiker Gábor Fodor auf dem Onlineportal Index:

„Péter Magyar und seine Partei werden bei den nächsten Wahlen, bei denen es ausschließlich um den amtierenden Ministerpräsidenten gehen wird, eigentlich nur eine zweitrangige Rolle spielen. 2026 werden die ungarischen Wähler in Wahrheit über Viktor Orbán abstimmen: ob sie ihn weiterhin als Ministerpräsidenten haben wollen oder nicht. Damit Péter Magyar nicht zum politischen 'Labubu' wird (also zu einem politischen Produkt, bei dem wir dem Irrsinn des heutigen Zeitgeistes entsprechend etwas bestellen, ohne zu wissen, was im Paket steckt), ist es wichtig, dass er ein Programm, ein Team und Kandidaten vorweisen kann.“

Válasz Online (HU) /

Wird Fidesz mit Überraschungen aufwarten?

Válaszonline mahnt, dass die Fidesz sogar das Staatswesen umkrempeln könnte:

„Diesen Sommer war Péter Magyar im Vorteil ... Das bedeutet aber noch lange nicht, dass er auch die Wahlen im nächsten Jahr gewinnen wird. Und selbst wenn, können wir nicht wissen, ob er dann tatsächlich die Macht erlangen wird oder ob bis dahin nicht Judit Varga [die ehemalige Justizministerin und Ex-Frau von Magyar] auf dem Stuhl des Staatsoberhauptes Platz nimmt – mit erweiterten Befugnissen. Oder ob nicht gar der Monarch [Viktor Orbán] selbst in den Sándor-Palast [Präsidentenamt] einziehen wird. Die Fidesz könnte noch unzählige Ideen aus der Schublade holen, daher können wir vorerst nur das Ergebnis der Qualifikation im Sommer verkünden: Péter Magyar hat sich eindeutig für den Showdown qualifiziert.“