Vegetarisches soll nicht wie Fleisch heißen dürfen

Es geht um die Wurst: Das Europaparlament hat mit 355 gegen 247 Stimmen dafür votiert, Begriffe wie Burger, Steak und Schnitzel für vegane und vegetarische Lebensmittel zu verbieten. Nur noch tierische Produkte sollen solche Namen tragen dürfen. Allerdings müssen der Regelung auch die 27 EU-Staaten zustimmen, damit sie in Kraft treten kann. Für die Medien steckt mehr dahinter als vermeintlicher Etikettenschwindel.

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taz, die tageszeitung (DE) /

Das Ergebnis jahrelanger Lobbyarbeit

Es geht bei dem neuen Gesetz einfach nur um Profitinteressen der Fleischbranche, schreibt die taz:

„Es ist ganz simpel: Unternehmen, die nur waschechte Fleischprodukte verkaufen, und Landwirte, die sie produzieren, haben in den vergangenen Jahren Marktanteile an die Veggie-Ersatzproduktbranche verloren. Deshalb lobbyieren Interessenvertreter ... seit Jahren für Gesetze, die die Produkte der pflanzlichen Konkurrenz ab- und so die eigenen Produkte aufwerten würden. ... Die nun verabschiedete Umbenennungspflicht ist natürlich weder ein Sieg für den Verbraucherschutz, noch schützt sie uns vor dem Untergang des Abendlandes. Es hat sich einfach die eine Seite mit ihren Profitinteressen (und vielfach größerem Marktanteil) gegen die andere (nach Umsatz gemessen erheblich unbedeutendere) Seite und deren Profitinteressen durchgesetzt.“

NRC (NL) /

Fleischkultur ist nicht identitätsstiftend

NRC hält weniger die Benennungen als die Frage des Zugangs zu gesunden und erschwinglichen Lebensmitteln für entscheidend:

„Für manche Menschen ist es finanziell immer noch schwieriger als für andere, etwas anderes als Fleisch aus Massentierhaltung zu essen. Die Europäische Kommission und das [niederländische] Parlament täten gut daran, sich damit zu befassen und nicht so zu tun, als sei eine Fleischkultur mit Identität gleichzusetzen. Gesundes Altwerden und den Planeten lebenswert erhalten bedeuten doch keine Bedrohung für kulinarische Traditionen.“