Ex-Staatspräsident Sarkozy tritt Haftstrafe an

Nach seiner Verurteilung in einem Prozess um illegale Wahlkampffinanzierung hat der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy heute seine fünfjährige Haftstrafe im Pariser Gefängnis Santé angetreten. Der 70-Jährige legte Berufung ein, über die noch nicht entschieden ist, und kann aufgrund seines Alters eine Freilassung aus der neun Quadratmeter großen Einzelzelle unter Auflagen beantragen. Das Urteil polarisiert die Landespresse noch immer.

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Le Figaro (FR) /

Der wahre Verlierer ist die Justiz

Le Figaro sieht Willkür und ideologische Rache bei der Verurteilung am Werk:

„Selbst seine Gegner erkennen an, dass Nicolas Sarkozy in dieser Krise eine Mischung aus Würde, Eloquenz und romanhaftem Temperament an den Tag legt. … Er hat es gesagt: Es geht nicht um seine Freiheit, sondern um seine Unschuld. … Mittlerweile geht diese Geschichte über ihn hinaus – ebenso wie über die Richter, die das Urteil gefällt haben. Diese Geschichte setzt die Justiz dem Verdacht der Willkür, der ideologischen Rache und des Machtwillens aus: Ist die Waage der Gerechtigkeit aus dem Gleichgewicht geraten? Wenn Nicolas Sarkozy das Gefängnis betritt, verliert er vorübergehend seine Freiheit, aber die Justiz verliert für lange Zeit ihre Glaubwürdigkeit.“

Libération (FR) /

Zeichen von Unabhängigkeit

Nicht das Urteil, sondern die rechtswidrigen Taten Sarkozys sollten im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, betont Libération:

„Das Ziel all dieser Aufregung ist es natürlich, unseren Blick davon abzulenken, dass ein ehemaliger Präsident Frankreichs zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, weil er Teil einer kriminellen Vereinigung war. Eine Verurteilung, die keinen Grund zur Freude liefert. Es ist aber auch ein Urteil, bei dem es keinen Grund gibt, es nicht anzuerkennen. Denn es wurde von einer unabhängigen Justiz ausgesprochen, die sich vom großen Lärm und der Wut über die 'Majestätsbeleidigung' nicht beeinflussen ließ.“