Wer ist Irlands neue Präsidentin?

In Irland hat Catherine Connolly die Präsidentschaftswahl gewonnen. Sie setzte sich deutlich gegen die einzige Gegenkandidatin Heather Humphreys von der regierenden Mitte-Rechts-Partei Fine Gael durch. Als unabhängige Kandidatin wurde Connolly von linken Parteien wie Sinn Féin, Labour, den Sozialdemokraten, People Before Profit und den Grünen unterstützt. Sie machte bisher mit scharfen Tönen gegen die Nato, die EU und Israel auf sich aufmerksam.

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The Guardian (GB) /

Gegen den Zeitgeist

Die irische Autorin Justine McCarthy erklärt in The Guardian den Erfolg Connollys:

„Connollys Wahl ist in einer Europäischen Union, die sich zunehmend nach rechts bewegt, und in einem Klima von Rassismus, Antifeminismus und Militarismus auch ein Gegenentwurf zum Zeitgeist. Connolly ist das älteste von 14 Kindern und wuchs in einem Sozialbau in Galway auf. Sie ist gegen Krieg, Imperialismus, für die Wiedervereinigung Irlands und setzt sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Wie ihr Vorgänger kritisiert sie die Untätigkeit der EU angesichts des Massakers Israels in Gaza. ... Mit 68 Jahren ist sie älter als Heather Humphreys, fand jedoch vor allem bei jüngeren Wählern Anklang, die ihre zivilgesellschaftlich geprägte Friedenskampagne ansprach.“

The Spectator (GB) /

Die Provokation in Person

Connollys Wahl dürfte die internationalen Beziehungen Irlands schwer belasten, prophezeit die irische Anwältin und Journalistin Liz Walsh in The Spectator:

„Sie steht dem Vereinigten Königreich, auf das Irland in Sicherheitsfragen stark angewiesen ist, sollte es je in Schwierigkeiten geraten, feindselig gegenüber, ebenso wie den USA, von denen ein Großteil der irischen Wirtschaft abhängig ist. Ihre Abneigung gegen Israel ist tief verwurzelt. ... Sie warf der Nato Kriegshetze vor und beschuldigte Deutschland zu Unrecht, Militärausgaben wie zu Zeiten des Nationalsozialismus zu tätigen. ... Das Beste, worauf wir hoffen können, ist, dass sie ihre Rhetorik mäßigt und dass wir in sieben Jahren zumindest eine Handvoll unserer Freunde und Verbündeten behalten haben.“

Irish Independent (IE) /

Kein Startschuss für radikalen Sozialismus

Nun muss Connolly die erhitzten Gemüter beruhigen und auf Versöhnung setzen, mahnt Irish Independent:

„Was diese Wahl mit Sicherheit nicht bedeutet, ist, dass sich die Wähler dem Sozialismus zuwenden wie Sonnenblumen dem Licht. Viele Menschen, die Connollys radikale Ideologie sonst verachten würden, haben ihr diesmal ihre Stimme gegeben, um dem politischen System eine Botschaft zu senden – einem System, das ihnen nur eine äußerst begrenzte Auswahl gelassen hat. Sie hat als Anführerin einer Bewegung gewonnen, doch nun hat sie die Pflicht, alle Menschen Irlands zu vertreten. Sie hat ein Mandat erhalten, aber das Präsidentenamt war nie als Bühne oder Scharfschützenstand gedacht – auch wenn frühere Bewohner des Áras [Amtssitz des irischen Präsidenten] diesbezüglich sehr leichtfertig handelten.“