Polnisch-ungarischer Eklat: Nawrocki meidet Orbán
Die Präsidenten der vier Visegrad-Staaten Tschechien, Slowakei, Ungarn und Polen haben am Mittwoch im ungarischen Esztergom konferiert. Doch eine im Anschluss geplante Begegnung mit Ungarns Regierungschef Viktor Orbán sagte Polens rechtskonservativer Staatschef Karol Nawrocki ab. Die Begründung: Dieser sei in der vergangenen Woche zu Putin nach Moskau gereist, was Polens Interessen zuwiderlaufe.
Auf der Verliererstraße ist es einsam
Der prominente Journalist Bogusław Chrabota schreibt in Rzeczpospolita:
„Welches Interesse sollte der polnische Präsident daran haben, sich mit einem Politiker fotografieren zu lassen, dem schon die Schlinge um den Hals liegt – mit einem ungarischen Regierungschef, der kurz vor dem Abgang und einer schwierigen Aufarbeitung seiner Regierungszeit steht (wobei ich persönlich nicht ausschließe, dass er es noch irgendwie schafft, sich erneut aus der Affäre zu ziehen), mit einem Mann, der zwischen politischer Loyalität gegenüber Donald Trump und wirtschaftlicher Abhängigkeit von Wladimir Putin hin- und hergerissen ist, mit einem Autokraten, der mit Sicherheit scheitern wird, wenn nicht morgen, dann doch übermorgen? Denn jeder, der mit so harten Bandagen kämpft, ist zum Scheitern verurteilt.“
Klare Kante gegenüber Russland-Freunden
Politologe Stanislaw Schelichowskyj analysiert in Ewropeiska Prawda:
„Dieser Schritt des polnischen Präsidenten hat gleichzeitig mehrere Bruchlinien verursacht – sowohl innerhalb der rechten Opposition in Polen als auch zwischen den polnischen und ungarischen 'Konservativen'. Das Wichtigste aber ist: Er hat gezeigt, dass die traditionelle polnische Rechte beim Thema Flirt mit der Russischen Föderation unnachgiebig bleibt. Und jene politischen Kräfte in Polen, die eine andere Haltung vertreten, haben sich in einer deutlichen Minderheit wiedergefunden.“