Troika kehrt nach Athen zurück

Experten von EU-Kommission, EZB und IWF werden am Freitag zu Gesprächen über ein drittes Hilfspaket in Athen erwartet. Auch Unterhändler des Rettungsfonds ESM werden anreisen. Premier Alexis Tsipras hat keine Wahl, als sich wieder mit der Troika an einen Tisch zu setzen, meinen einige Kommentatoren. Andere glauben, dass er schon bald zu Neuwahlen gezwungen sein wird.

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Der Standard (AT) /

Syriza muss wieder mit Erpressern verhandeln

Der Athener Regierung bleibt nichts anderes übrig, als weiter mit den Gläubigern zu verhandeln, meint die linksliberale Tageszeitung Der Standard resigniert: "Griechenlands regierende Linkspartei [kann] bestenfalls darauf hoffen, die nächsten drei Jahre ein Austeritätsprogramm mit kleinen sozialen Korrekturen durchzuziehen. Schlimmstenfalls - und nicht wenige Meinungsführer auch in Griechenland sagen: realistischerweise - wird das neue Sparprogramm scheitern. … Griechenlands Wirtschaft wird dieses Jahr des langen Hin und Her mit den Gläubigern und der Kapitalkontrollen um zwei Prozent oder mehr schrumpfen, so lauten neue Schätzungen in Athen. Das wird entsprechend auch die Sparanforderungen erhöhen, die Griechenlands Gläubiger stellen. Die regierende Linke wird über noch mehr 'Erpressungen' klagen. Wirkliche Alternativen hat sie nicht."

Berliner Zeitung (DE) /

Neuwahlen in Athen immer wahrscheinlicher

Das Athener Parlament hat in der Nacht zu Donnerstag weitere Reformauflagen der Euroländer gebilligt. Trotz der Zustimmung rumort es weiter, meint die linksliberale Berliner Zeitung: "Nur mit den Stimmen der Opposition brachte der griechische Regierungschef eine Mehrheit zustande. Zentrale Projekte wie die Abschaffung der Frühverrentung setzte er mit Einverständnis der Gläubiger von der Tagesordnung ab, um den Unmut nicht zu schüren. Deutlich zeigt sich der Spalt in der Syriza-Bewegung von Tsipras. So wird immer wahrscheinlicher, dass er im Herbst Neuwahlen ausrufen muss. Ruhig werden die Zeiten auch im übrigen Europa nicht. Noch in der Sommerpause müssen die Geldgeber das dritte Hilfspaket absegnen. ... Die erfolgreichen Abstimmungen in Athen sind so gesehen ein erster Schritt auf dem langen, schwierigen Weg zurück zur Normalität. Von einer echten Stabilität bleibt die Währungsunion sowohl im politischen als auch im ökonomischen Sinne weit entfernt."

Protagon.gr (GR) /

Tsipras' Kampf gegen die Drachmen-Anhänger

Um sich gegen die Opposition in den eigenen Reihen durchsetzen zu können, muss Tsipras mit den Pro-Europäern anderer Parteien kooperieren, rät das liberale Webportal Protagon: "Der letzte Kampf zwischen den ehemaligen Genossen wird heftig und politisch blutig werden. …. Nur die Wähler können das lösen. Sie müssen entscheiden, ob sie Tsipras und sein Team haben wollen, die den Weg des Realismus bevorzugen. Oder ob sie eher von der Dritte-Welt-Vision der Drachmen-Anhänger überzeugt sind. Wahrscheinlich wird sich Tsipras durchsetzen. … Er wird aber schwer verletzt sein und nicht in der Lage, die Entscheidungen zu treffen, die nötig sind, um den Grexit zu verhindern. … Er muss jetzt mit politischen Kräften kooperieren, die an den europäischen Kurs des Landes glauben."