Blatter und Platini für acht Jahre gesperrt

Die Fifa-Ethikkommission hat am Montag eine achtjährige Sperre für Verbandspräsident Sepp Blatter und Uefa-Chef Michel Platini verhängt. Grund ist eine Zahlung, die Platini 2011 von Blatter erhielt. Mit Platini verliert der Fußball eine Lichtgestalt und einen akzeptablen künftigen Fifa-Chef, bedauern einige Kommentatoren. Andere sehen in der Entscheidung eine kleine Chance auf Veränderung des Weltfußballverbands.

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Mladá fronta dnes (CZ) /

Schade um Platini

Bedauern darüber, dass mit Fifa-Präsident Blatter auch dessen als chancenreich gehandelter Nachfolger Platini das Feld räumen muss, äußert die liberale Tageszeitung Mladá fronta Dnes: "Platini hat einiges in der Uefa durchgesetzt. In der Champions League beispielsweise erhielten unter ihm auch die Vertreter kleinerer Länder größere Chancen. ... Doch gestern die Wende: Die Ethikkommission der Fifa verurteilte ihn wie Blatter zu acht Jahren Fußballverbot. Im Falle Platinis ist das ein Schock. Platini war kein idealer Kandidat als Fifa-Boss, aber bislang erfüllte er grundlegende Voraussetzungen. Er war sowohl als Fußballer wie auch als Mensch respektiert. Er wäre für mehr oder weniger alle annehmbar gewesen. Die Liste der übrigen Kandidaten gibt wenig Anlass zum Jubeln."

Corriere della Sera (IT) /

Das Ende eines Mythos

Geschockt von der Sperre Platinis durch die Fifa-Ethikkommission zeigt sich die konservative Tageszeitung Corriere della Sera: "Liegt hier eine Verwechslung oder zumindest ein Fall von Persönlichkeitsspaltung desjenigen vor, der ein Leitbild zu verkörpern schien? ... Wir klammern uns an die Hoffnung, für immer verzaubert von seiner Bravour, seiner Ironie, seiner Eleganz, seiner Klasse, seiner Technik, seiner Persönlichkeit, der Magie seines unvergleichlichen Fußballtalents. ... Stattdessen sehen wir den von der Fifa sanktionierten Platini, verwickelt in eine schmutzige Geschichte von Geld und entfremdetem Fußball. Ein Platini, ein bisschen beleibter, doch immer noch wunderbar dem ähnlich, der das Trikot 10 [von Juventus Turin und der französischen Nationalelf] trug. Verleumdet dieser Platini einen Mythos, zerstört er eine Idee, eine Figur, ein Modell und wird er nun für immer vom Sockel gestoßen?"

La Libre Belgique (BE) /

Die Fifa ist ein Haifischbecken

Blatter ist der Hauptverantwortliche, nicht Platini, nimmt die Tageszeitung La Libre Belgique den Uefa-Chef in Schutz: "Die Sperre von Sepp Blatter ist nur eine weitere Episode im Verfallsprozess der Fifa, der vor einigen Monaten mit der Verdächtigung mehrerer Funktionäre begonnen hat. Sie ändert nicht grundsätzlich etwas an ihrer Zukunft. Dem alten Fußballdinosaurier ist es aber gelungen, Platini mitzureißen, dem er eine Teilschuld an seinem Höllenritt zuweist. ... Der Franzose [Platini], dessen Ehrgeiz keine Grenzen kannte und dem sich kein Hindernis in den Weg stellen konnte, befindet sich in einer ausweglosen Lage. Sie wird noch dadurch verschlimmert, dass sein Leutnant bei der Uefa, [Generalsekretär] Gianni Infantino ihm auf dem Kopf herumtanzt. Die Fifa ist ein Haifischbecken. Am Ende des Spiels zählt man die sterblichen Überreste."

Polityka (PL) /

Es besteht noch Hoffnung für den Fußball

Die Sperre von Blatter und Platini birgt eine kleine Chance auf Veränderung der Fifa, meint der Sportjournalist Krzysztof Matlak in seinem Blog beim linksliberalen Nachrichtenmagazin Polityka: "Damit dürfte die Kommission die beiden, die fast unantastbar schienen, vollständig abgeschossen haben. Acht Jahre Suspendierung sind sogar für einen 'Jungspund' wie den 60-jährigen Platini fast wie lebenslänglich. Und für den fast 80-jährigen Blatter bedeutet dies erst recht, dass er bis zum Ende seines Lebens büßen muss. ... Jetzt ist die wesentliche Frage: Wie wird es weitergehen? Ich bin ein gemäßigter Optimist. Einerseits ist die Organisation noch an frühere Entscheidungen gebunden, zum Beispiel die Vergabe der künftigen Weltmeisterschaften. Und zudem bezweifele ich, dass irgend ein neuer Präsident, der im Februar gewählt wird, so viel Kompetenz hat, um den Korruptionssumpf in Zürich trockenzulegen. Er dürfte es aber zumindest versuchen."