Türkei will syrische Flüchtlinge einbürgern

Ankara will syrischen Flüchtlingen die türkische Staatsbürgerschaft erteilen. Präsident Erdoğan hatte das Vorhaben Anfang des Monats initiiert. Die Opposition wirft ihm vor, sich so die Stimmen dankbarer Neubürger sichern zu wollen. Alles nur politisches Kalkül?

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Diken (TR) /

Staatsbürgerschaft für Syrer keine Lösung

Dass Erdoğan syrischen Flüchtlingen die türkische Staatsbürgerschaft erteilen will, geschieht laut dem liberalen Onlineportal Diken aus reinem politischen Kalkül:

„Es gibt in diesem Land Millionen Syrer. Bisher hast du [Erdoğan] ihnen keinen Flüchtlingsstatus gegeben, ihnen kein menschenwürdiges Leben geboten. Über ihre Integration in die Gesellschaft hast du dir nicht den Kopf zerbrochen. Dazu gibt es auch keine Anstrengungen von dir. Nicht einmal diese Dinge umzusetzen, aber plötzlich zu verkünden, den Syrern die Staatsbürgerschaft geben zu wollen, bedeutet nicht etwa, das Problem zu lösen. Sondern dass du ein anderes Ziel verfolgst. Denn eine Regierung, die das Problem wirklich lösen will, hätte die Arbeit nicht damit begonnen, die Staatsbürgerschaft zu erteilen. Sondern sie hätte die Befindlichkeiten aller Schichten der Gesellschaft berücksichtigt.“

Sabah (TR) /

Weiße Türken kennen nur Hass gegen Araber

Der türkische Oppositionsführer Kılıçdaroğlu (CHP) hat am Dienstag vorgeschlagen, ein Referendum über die Frage der Staatsbürgerschaft für Syrer abzuhalten. Dass im früheren Osmanischen Reich immer wieder Flüchtlinge eingebürgert wurden, vergisst die Opposition vollkommen, meint die regierungstreue Sabah:

„Die 'weißen' [westlich gesinnten, elitären] Türken sind hochgradig angespannt. Während die Erzählung von den behaarten, kurzbeinigen Männern [aus Anatolien] an Fahrt verloren hat, beginnt die Angst vor schwarz verschleierten Frauen und rotznasigen Kindern umzugehen. Die Rassisten und Faschisten sind dabei ehrlicher, sie sagen ganz offen, dass sie sie nicht wollen. Dabei ist das Volk moderat eingestellt. Die muslimische Solidarität mit eingerechnet, sind sie vielleicht nicht begeistert über die Syrer, aber spucken auch nicht ihren Hass auf sie. ... Dabei sollten sich einige prahlerische Kinder der Eliten daran erinnern, dass sie selbst Migrantenkinder sind. Aber vom Balkan! ... Die heutigen Araber dagegen dürfen nicht kommen.“