Darf Athen Modenschau auf Akropolis verbieten?

Griechische Behörden haben einer Modenschau der italienischen Marke Gucci auf der Akropolis die Genehmigung verweigert. Der Charakter der Show würde nicht zum kulturellen Wert des Heiligtums des antiken Athens passen, so die Begründung. Griechische und italienische Medien sprühen vor Zorn über diese Entscheidung.

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La Stampa (IT) /

Falscher Stolz

Gucci hatte zwei Millionen Euro für die Modenschau geboten, hinzu wären die Rechte der Fernsehübertragung im Wert von 55 Millionen Euro gekommen. Athen kann es sich nicht leisten, das Angebot auszuschlagen, poltert La Stampa:

„Das ist ein verzweifelter letzter Atemstoß des Stolzes, der vielleicht dem Geiste zuträglich ist, doch wenig hilfreich angesichts einer Krise, die nicht nur die Renten und Geldbörsen der Griechen, sondern auch die Kultur dramatisch in Mitleidenschaft gezogen hat. ... Schon 2014 schlugen Kunsthistoriker Alarm, die Akropolis drohe einzustürzen. ... Aber nein, bloß kein Geld vom Mode-Geschäft. Denn mit landeseigenen Kulturgütern Gewinne erwirtschaften zu wollen, sei eine Art Prostitution. ... Dann schon lieber die Kunstschätze weiter schlecht behandeln, sie der Verwahrlosung, dem Zerfall, den Vandalen überlassen. Das sei weniger vulgär. So wie es offenbar nicht vulgär ist, weitere soziale Ungerechtigkeiten in Kauf zu nehmen, wie die drastische Kürzung der Renten, die Einsparungen im Gesundheitswesen, die zunehmende Arbeitslosigkeit.“

To Vima (GR) /

Heuchlerische Entscheidung

Mit dem Geld hätte Athen viele Kulturgüter vor dem Zerfall bewahren können, findet auch To Vima:

„Es gibt keine größere Heuchelei und Rückständigkeit als wenn einige sich über den angeblich unanständigen und profanen Vorschlag eines Modehauses beschweren. ... Und zugleich verschließen sie die Augen vor der erbärmlichen Situation der meisten archäologischen Stätten des Landes, die für so viele Jahre ihrem Schicksal überlassen wurden, der Gnade des Wetters und der Plünderer. ... Nationaler Stolz und nationale Würde sind schön und gut. Aber viel wichtiger ist der Schutz der Ruinen, die wir von unseren Vorfahren geerbt haben, die nicht nur uns, sondern der ganzen Menschheit gehören. Wir haben die heilige Pflicht, sie zu schützen und bekannt zu machen und sie nicht zerfallen zu lassen.“