Duda bittet vertriebene Juden um Verzeihung

Polens Präsident Duda hat die Opfer der antisemitischen Vertreibungspolitik zu Zeiten des Kommunismus um Verzeihung gebeten. Die heutige Generation trage aber keine Verantwortung. Zu den Anführern der antikommunistischen Studentenunruhen vor 50 Jahren hatten auch Juden gehört. Das nutzte die polnische Volksrepublik damals als Vorwand für Vertreibungen. Reicht Dudas Entschuldigung aus?

Alle Zitate öffnen/schließen
Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

Würdevolle Geste

Anders als Premier Mo­ra­wi­ecki hat Präsident Duda die richtigen Worte gefunden, lobt die Frankfurter Allgemeine Zeitung:

„Mo­ra­wi­ecki … - und fast die gan­ze Rech­te folgt ihm dar­in - macht es sich zu ein­fach, wenn er sagt, die Po­len hät­ten mit der Hetz­jagd nichts zu tun ge­habt. Da­von ab­ge­se­hen, dass auch die Par­tei­füh­rer Po­len wa­ren - ih­re Wir­kung konn­te die Kam­pa­gne nur ent­fal­ten, weil sie weit ver­brei­te­te Res­sen­ti­ments auf­griff. ... Wie es an­ders und mit Wür­de geht, hat am Don­ners­tag Prä­si­dent An­drzej Du­da ge­zeigt: Auch er be­ton­te, das heu­ti­ge Po­len tra­ge kei­ne Ver­ant­wor­tung für die Ta­ten der Dik­ta­tur - und bat dann die ver­trie­be­nen Ju­den, Po­len 'die­sen Akt der Schan­de' zu ver­zei­hen.“

Rzeczpospolita (PL) /

Eine Entschuldigung reicht nicht

Sich nur für die Verfehlungen der kommunistischen Nomenklatura zu entschuldigen, ist nach Ansicht der Tageszeitung Rzeczpospolita nicht ausreichend:

„Es geht auch um die Frage, warum das überhaupt passieren konnte. Irgendwer hat ja bei den betrieblich organisierten Protesten mitgemacht. ... Irgendwer hat sich ja von all dem anstecken lassen. Mit Blick auf die aktuellen antisemitischen Hasskommentare im Internet und die Aussagen bestimmter Politiker fällt es nicht schwer, das zu begreifen. 'In den vergangenen anderthalb Monaten habe ich verstanden, wie leicht man in Polen antisemitische Dämone wecken kann, auch wenn es in dem Land fast keine Juden gibt', erklärte die israelische Botschafterin Anna Azari zum 50. Jahrestag des März 1968. Wir alle sind Zeugen dessen geworden. Und wieder haben Politiker dabei geholfen.“