Kurz will keine Kinder mit Kopftuch

Österreichs Regierung plant ein Kopftuchverbot für Kindergärten und Grundschulen. Bundeskanzler Kurz will damit "Parallelgesellschaften" verhindern. Ist das reiner Populismus oder ein sinnvoller Beitrag zur Emanzipation von Mädchen?

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Süddeutsche Zeitung (DE) /

Plumper Versuch, Angst zu schüren

Für die Süddeutsche Zeitung ist die Ankündigung nur ein Beispiel der PR-trächtigen Symbolpolitik der österreichischen Regierungskoalition:

„Argumentiert wird mit dem Kinderschutz und dem Recht der Mädchen auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Doch dahinter steckt - kaum verhüllt - der plumpe Versuch, die Angst vor Islamismus und einer Überfremdung der Gesellschaft zu schüren. ... Selbst der Bildungsminister muss gestehen, dass niemand weiß, wie viele Kinder tatsächlich Kopftuch tragen. Nach gängiger islamischer Lehre verhüllen Mädchen das Haar erst ab der Geschlechtsreife. Doch so viel Differenzierung will die Regierung den Bürgern und sich selbst offenbar nicht zumuten.“

Die Presse (AT) /

Solidarität mit liberalen Muslimen

Ein Kopftuchverbot in Kindergärten und Grundschulen ist längst überfällig, erklärt Die Presse:

„Es ist richtig, wenn der Staat hier ebenfalls den Rahmen - und verbindliche Regeln - vorgibt. Und der elterlichen Autorität, die kleinen Mädchen aus religiösen Gründen ein Kopftuch aufzwingt - von einer wirklich freien Entscheidung wird in diesem Alter wohl noch keine Rede sein können - Grenzen setzt. ... Und man kann so ein Kopftuchverbot ja auch anders sehen: Als Zeichen der Solidarität gegenüber jenen gar nicht so wenigen Muslimen, die das Kopftuch ebenfalls als archaisches und stigmatisierendes Relikt sehen und ablehnen. Als Hilfestellung für jene Mädchen, die sich mit dem Verweis auf die staatlichen Vorgaben dann die Debatten zuhause ersparen, ob sie nun ein Kopftuch tragen müssen oder nicht.“