Türkische Offensive gegen PKK im Nordirak

Wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl am 24. Juni geht die türkische Armee im Nordirak gegen Stellungen der kurdischen PKK vor. Nach ihren Angaben rücken Kämpfer in Richtung PKK-Hauptquartier in den Kandil-Bergen vor. Am Dienstag soll die Luftwaffe 16 Ziele zerstört und dabei sechs Kämpfer getötet haben. Was steckt hinter dieser Offensive?

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Sabah (TR) /

PKK muss grenzübergreifend bekämpft werden

Die Oppositionspartei CHP kritisiert die türkischen Angriffe, weil sie daran zweifelt, dass die PKK noch in Kandil ist. Gegen diese Kritik verwehrt sich die regierungstreue Sabah:

„Hat die PKK in den letzten Jahren nicht etwa von den Krisen der Region profitiert und ihre Angriffe gegen die Türkei verstärkt? Wir wissen alle, dass die Türkei die PKK nicht nur innerhalb ihrer eigenen Grenzen bekämpfen kann. Solange die grenzübergreifende Existenz der PKK nicht ausgeschaltet wird, kann die Türkei ihre nationale Sicherheit nicht garantieren. ... Die in diesem Rahmen begonnene Operation Olivenzweig [in Nordsyrien] hat der PKK einen schweren Schlag versetzt. ... Jetzt ist Kandil an der Reihe. Doch die CHP zeigt sich sehr unzufrieden darüber. Warum? Weil sie glaubt, dass die AKP und Präsident Erdoğan durch die Operation die Anerkennung der Gesellschaft gewinnen werden!“

taz, die tageszeitung (DE) /

Das könnte nach hinten losgehen

Als Wahlkampftaktik mit großem Risiko betrachtet die taz das militärische Vorgehen:

„Der Angriff auf die Kandilberge kann auch schiefgehen. Schließlich konnte sich die PKK dort nicht ohne Grund zwei Jahre lang halten. Tote Soldaten und tote Zivilisten im Irak sind nicht gerade eine Empfehlung für eine Regierung. Letztlich ist die türkische Gesellschaft dieses Themas auch völlig überdrüssig. Es könnte deshalb durchaus auch sein, dass der Angriff auf Kandil für Erdoğan gerade zum Gegenteil dessen führt, was er beabsichtigt, und stattdessen das Lager derjenigen stärkt, die lieber auf Verhandlungen als Gewalt setzen“

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