Seidenstraßen-Gipfel: China in der Kritik

Auf einer dreitägigen Konferenz in Peking zur Neuen Seidenstraße sind nach Angaben Chinas Verträge über 64 Milliarden Dollar abgeschlossen worden. Fast 40 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt hatten über die nächste Phase der umstrittenen Infrastruktur-Initiative gesprochen. Mit der Kritik an dem Projekt und Pekings Reaktion darauf beschäftigen sich die Kommentatoren.

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Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Bitte nicht blenden lassen!

China will mit der neuen Seidenstraße die Welt auch politisch formen, warnt die Neue Zürcher Zeitung:

„[M]an darf sich vom chinesischen Wirtschaftswunder und von den Versprechungen des Riesenmarktes nicht blenden lassen. ... Es gibt positive Seiten, die westliche Demokratien unterstützen können und sollen; so sind viele Infrastrukturbedürfnisse unbestritten. Allerdings muss da, wo China zu offensichtlich nur eigene Interessen verfolgt, Gegensteuer gegeben werden. Mit dem chinesischen Geld kommen nämlich auch chinesischer Einfluss und chinesische Werte. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Transparenz gehören nicht dazu. Wenn Europa will, dass diese auch in der neuen, von China mitgeprägten Weltordnung einen Platz haben, so muss es dafür kämpfen.“

Právo (CZ) /

Peking lernt dazu

Die chinesische Führung scheint auf Kritik an dem Seidenstraßenprojekt zu reagieren, bemerkt Právo:

„Präsident Xi versprach in seiner Rede Transparenz, null Toleranz gegenüber Korruption und eine garantierte finanzielle Umsetzbarkeit. China reagierte damit unter anderem auf Kritik, mit dem Angebot langfristiger Kredite eine 'Schuldenfalle' zu schaffen - für Länder, die solche Kredite aufnehmen, sie dann aber nicht tilgen könnten. ... Im Hintergrund könnte dabei die Sorge stehen, dass diese 'Schuldenfalle' letztlich negative Auswirkungen auch auf China selbst haben könnte.“

Handelsblatt (DE) /

China wird zu Unrecht dämonisiert

Mit dem Vorwurf, dass arme Länder durch chinesische Kredite auf einem Schuldenberg landen, setzt sich Sha Hua auseinander, China-Korrespondentin des Handelsblatts:

„Viele Entwicklungsländer sind einkommensschwach, aber sie sind nicht naiv oder bloß passive Opfer von externen Mächten und höheren Gewalten. Sie haben bewusst und willens Chinas Angebote auserkoren. ... Dass China mitnichten andere Staaten in eine Schuldenfalle treibt, untermauern auch Fakten: Laut Weltbank und Internationalem Währungsfonds laufen 17 einkommensschwache Länder in Afrika Gefahr, ihre Schulden nicht mehr abzahlen zu können. Doch ... ist China nur in drei Staaten für mehr als die Hälfte aller vergebenen Staatsdarlehen zuständig. In acht Ländern ist Peking gar nicht oder geringfügig finanziell aktiv.“