Macron fährt Niederlage gegen Le Pen ein

In Frankreich haben die Rechtsextremen um Marine Le Pen die Europawahl knapp vor der Liste von Präsident Macron für sich entschieden. Dieser hatte zuvor versprochen, er werde alles daran setzen, dass das Rassemblement National nicht gewinnt. Beobachter sind uneins, welche Lehren der Präsident aus dem Wahlergebnis ziehen sollte.

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La Croix (FR) /

Abmahnung für den Präsidenten

Kein politisches Erdbeben, aber nun fehlt Macron der Schwung eines Siegs, resümiert La Croix:

„Dieses Ergebnis löst in Frankreich keine institutionelle Krise aus. Bei der Europawahl 2014 war die Liste der extremen Rechten stärkste Kraft geworden, was jedoch keinen politischen Umbruch zur Folge hatte. Es handelt sich aber um eine klare Abmahnung für Emmanuel Macron, der im Wahlkampf ein großes Risiko eingegangen ist, indem er das Duell zwischen [der konservativen Partei] La République en marche und dem [rechtsextremen] Rassemblement National ins Zentrum der Kampagne gerückt hat. In Frankreich wird seinem Handeln an der Spitze des Staats nunmehr die Kraft eines Siegs fehlen. In Europa werden seine Worte gegenüber oft reservierten Partnern nicht die nötige Autorität zurückerlangen.“

L'Opinion (FR) /

Macrons Strategie ist aufgegangen

Macron hat die Wähler mit Erfolg darauf eingeschworen, ihm ihre Stimme zu geben, um die Populisten zurückzudrängen, meint hingegen L'Opinion:

„La République en marche hat der Abnutzung an der Macht recht gut standgehalten, vor allem aber die Ernüchterung hinsichtlich des Macronismus und die Offensive der Gelbwesten, die die Regierung fast zu Fall gebracht hätte, im Zaum gehalten. ... Der eigentliche Erfolg des Staatschefs liegt jedoch woanders: Die Strategie des taktischen Wählens ist besser als erhofft aufgegangen. Sie hat die republikanische Rechte vernichtet, deren politisches Angebot und Positionen desavouiert wurden; sie hat die Linke zersprengt und die Partei von Jean-Luc Mélenchon gedemütigt, die auf den Rang der fast erledigten Sozialisten herabgewürdigt wurden und sehr weit hinter den von Yannick Jadot angeführten Grünen landete.“