Nach Doping-Bericht: Wada will Russland sperren

Laut einem Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada hat Russland Dopingkontrollen gezielt manipuliert. Eine Kommission empfiehlt daher, Russlands Sportler vier Jahre lang von wichtigen sportlichen Wettbewerben auszuschließen - was eine bislang nie da gewesene drastische Strafe wäre. Die Entscheidung soll im Dezember fallen. Ist eine Sperre gerechtfertigt und sinnvoll?

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Jeshednewnyj shurnal (RU) /

Da helfen auch keine Raketen

Im Sport ist Russland auf die anderen Nationen angewiesen, analysiert Jeshednewny Journal und sieht darin eine Erklärung, warum Moskau diesmal nicht mit den üblichen Drohungen reagiert:

„Ihr macht uns Vorwürfe wegen Störung der Weltordnung? Dann bekommt ihr irgendeine idiotische Erklärung vorgesetzt. Fresst sie, was bleibt euch Fremdländischen schon übrig? Wie wollt Ihr uns, eine souveräne Atommacht, dazu zwingen, eure dämlichen Regeln einzuhalten? Ach, Ihr erlasst Sanktionen, wollt nicht mehr mit uns reden? ... Gerne doch, wir fühlen uns in stolzer Einsamkeit eh wohler. Doch im Sport, dessen Sinn im gemeinsamen Wettstreit liegt, ist der Kontakt unverzichtbar. Das wäre der Ausschluss aus dem Weltsport. Russland wird jetzt in so eine Isolation gezwungen. Und hier kann man eben nicht drohen: Lasst uns mitspielen oder wir versetzen unsere Atomstreitkräfte in erhöhte Einsatzbereitschaft.“

Keskisuomalainen (FI) /

Putin nutzt Spitzensport für Machterhalt

Statt eines gesunden Wir-Gefühls soll der Sport in Russland zu krankem Nationalismus anstacheln, beklagt Keskisuomalainen:

„Der Spitzensport ist die Soft Power einer Gefühlspolitik, die eine Nation zusammenhalten kann. Im besten Fall schafft das Zusammenhalt und Wir-Gefühl. So rechneten es viele Finnen Präsident Sauli Niinistö hoch an, dass er die Fußballnationalmannschaft bei wichtigen Turnieren im Stadion anfeuerte. Doch in Russland wurde das alles auf eine ungesunde Ebene gehievt. Der Spitzensport als einende Kraft des Volkes wurde für Putins Machtpolitik und seine nationalistischen Interessen missbraucht, ohne dabei Mittel und Wege zu scheuen. Staatsdoping zerstört alles, was im Sport gut und wertvoll ist.“

NV (UA) /

Wer betrügt, muss gehen

Gefallen daran, vierjährige Sperren auch in anderen Lebensbereichen zu verhängen, findet Kolumnist Iwan Jakowyna in Nowoe Wremja:

„Die internationale Anti-Doping-Agentur stellte fest, dass die russische Regierung ihre Athleten gezielt beim Umgehen der Dopingtests unterstützt, um die Leistung zu verbessern. Das heißt, der Staat versucht in der Russischen Föderation nicht, Gesetzesverstöße zu ermitteln, sondern im Gegenteil - er leitet die Verbrecher noch an und deckt sie. Es ist logisch, dass Russland zur Strafe für vier Jahre von der Teilnahme an wichtigen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen wird. So sollte jeder handeln, nicht nur Sportorganisationen. 'Du stiehlst? Du betrügst? Dann verschwinde für die nächsten vier Jahre!'“