Let's get going: London will den Brexit anschieben

Die britische Regierung hat vergangene Woche eine Kampagne gestartet, um die Öffentlichkeit auf den endgültigen Abschied von der EU vorzubereiten. Sechs Monate vor Ende der Übergangsphase sollen damit Unternehmen und Privatpersonen Informationen erhalten, wie sie sich nach dem Austritt Großbritanniens aus dem europäischen Binnenmarkt verhalten sollen. Kommentatoren werfen London Planlosigkeit vor.

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The Herald (GB) /

Regierung muss endlich Klarheit schaffen

Die Kampagnen-Botschaft ist absurd positiv angesichts der herrschenden Verunsicherung, kritisiert The Herald:

„Wir sind weniger als sechs Monate vom Ende der Übergangsperiode entfernt und Haushalte sowie Unternehmen haben noch immer keine Ahnung, wie sich die künftige Beziehung zwischen Großbritannien und der EU gestalten wird. Das liegt nicht daran, dass sie nicht aufgepasst hätten, sondern vielmehr daran, dass die britische Regierung es einfach selbst nicht weiß. ... Warum sollte von Haushalten und Unternehmen erwartet werden, sich auf eine so große Bandbreite möglicher Szenarien vorzubereiten, wenn es doch die britische Regierung ist, die uns in eine Situation manövriert hat, in der niemand eine klare Idee davon hat, welches Szenario nach dem Ende der Übergangszeit Realität wird?“

The Irish Times (IE) /

Großbritannien tut so, als wäre nichts

Großbritannien scheint noch immer nicht zu realisieren, dass der Brexit vor der Tür steht, beobachtet Irish Times:

„Der Slogan der neuen Kampagne ist 'Let’s get going'. Das ist genau das, was man einem Kind sagt, wenn es sich krank stellt, weil es keine Lust hat, in die Schule zu gehen. Wenn man bedenkt, dass der Brexit eigentlich der Beginn eines goldenen Zeitalters sein soll - wie kann Johnsons Leave-Regime damit implizit akzeptieren, dass eine widerstrebende Bevölkerung unter Druck gesetzt werden muss, um zu realisieren, dass der Brexit tatsächlich stattfindet? … Es ist, als gäbe es zwei Großbritannien: Eines, in dem der Brexit das größte nationale Projekt der letzten fünfzig Jahre ist, und eines, in dem er gar nicht stattfindet.“