Die Türkei will auf den Mond

Der türkische Staatspräsident Erdoğan hat am Dienstag ein nationales Raumfahrtprogramm vorgestellt. Schon zum hundertsten Geburtstag der Republik im Jahr 2023 sollen Türken zum Mond fliegen, stellte er in Aussicht.

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Yeni Şafak (TR) /

Aufstieg in die erste Liga

Die Pläne Erdoğans sind mehr als Spielerei, erklärt Yeni Şafak:

„Der wichtigste Teil der Weltraumstudien ist die Sicherheit 'unserer Satelliten', die für den Einsatz der 5G-Technologie, die Verteidigungsindustrie und neue Technologien mit autonomen Antriebsfunktionen wie [das nationale E-Auto-Projekt] TOGG unverzichtbar sind. Die Türkei wird zum 100. Geburtstag der Republik ein Weltraumfahrzeug auf dem Mond landen lassen. Aber viel wichtiger, sie wird eigene Satelliten mit eigenen Raketen in die Umlaufbahn bringen. ... Genau das stört diejenigen, die seit zwei Tagen bewusst versuchen, das Weltraumprojekt in Verruf zu bringen! ... An dem Tag, an dem die Türkei mit eigenen Raketen eigene Satelliten ins All katapultiert, ist sie in der ersten Liga und ein globaler Akteur.“

Sözcü (TR) /

Mit Astronautenträumen auf Stimmenfang

Großartige Weltraumpläne: genau das Richtige angesichts der derzeitigen Wirtschaftskrise, spottet Emin Çölaşan in Sözcü:

„Wie die Menschen, von denen Herr von und zu Recep spricht, habe auch ich schon davon geträumt, Astronaut und Kosmonaut zu werden! Ich trage die Spezial-Kleidung, lande auf dem Mond oder Mars, gehe langsam, Schritt für Schritt. Und bevor ich aus der Raumkapsel aussteige, öffne ich in meiner Hand die AKP- und Erdoğan-Plakate, damit jeder sie sieht. ... Träume in rosarot. Auf einmal erwache ich und frage mich: 'Laut Nasa kostet ein Raketenflug mit Mondlandung mindestens 30 Milliarden US-Dollar. Woher nimmt unser Herr das ganze Geld?' Doch dann summt eine Stimme in mein Ohr: 'Vergiss das Geld, wir brauchen Stimmen für die Wahl 2023...'“

Sabah (TR) /

Yes we can!

Furchtbar, dass die Opposition selbst dieses Programm verspottet, findet die regierungstreue Sabah:

„Der Satz 'Wir können nicht mal ins Lokal gehen, wie sollen wir es da zum Mond schaffen?' zeigt uns nicht nur den Minderwertigkeitskomplex derer, die ihn aussprechen, sondern auch deren tatsächliche Minderwertigkeit. ... Aber wer kann in der Gesellschaft besser als der Präsident eine neue Begeisterung entfachen? ... In heutigen Tagen kann man den Bosporus an zwei Stellen unter und an drei Stellen über der Erde überqueren. Die Çanakkale Brücke ist fast fertig. Turkish Airlines ist eine wirkliche Weltmarke. ... Wir werden zum Mond fliegen und noch weiter. Wenn Elon Musk plant, auf dem Mars eine Kolonie zu errichten, darf dann die große Türkei nicht einmal davon träumen, zum Mond zu fliegen?“