Italien schließt Schulen wieder

Italien hat am Dienstag beschlossen, seine Anti-Corona-Beschränkungen teilweise zu verschärfen. Unter anderem werden in den besonders betroffenen roten Zonen wieder alle Schulen geschlossen. Am selben Tag erschien ein Unicef-Bericht, der von einer riesigen Bildungskrise spricht: 168 Millionen Kinder weltweit seien derzeit vom Unterricht ausgeschlossen. Sind die Schließungen trotzdem richtig?

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La Stampa (IT) /

Immer wird die Bildung geopfert

Schulen zu, aber To-Go-Verkauf bis 22 Uhr? Das ist völlig inkohärent, wettert die Soziologin Chiara Saraceno in La Stampa:

„Es ist unklar, nach welchen Kriterien der Kauf von ein paar Flaschen Wein oder Fertiggerichten einem essentiellen Bedarf entsprechen soll, während Bildung offensichtlich als deutlich weniger wichtig eingestuft wird. Ich bestreite nicht, dass man im Kontext galoppierender Ansteckung vermeiden sollte, dass sich Kinder und Jugendliche stundenlang an denselben Orten aufhalten. ... Das tun andere Länder auch. Aber mit mehr Kohärenz: Wenn man schließen muss, schließt man alles und vermeidet es, einen Zustand zu schaffen, in dem Schulen die einzigen Orte sind, die als unsicher gelten, während sich Kinder und Erwachsene trotz formeller Verbote fröhlich in großen Gruppen in der Nähe von Imbissbuden, in Parks oder in Privathaushalten treffen können.“

La Repubblica (IT) /

Dummer Optimismus hilft uns nicht weiter

Für die in La Repubblica schreibende Philosophin Michela Marzano zeugt der Beschluss von Realismus:

„Was hat es für einen Sinn, jede Woche etwas zu versprechen und dann sein Wort nicht halten zu können, zu schließen und zu öffnen und wieder zu schließen? ... Zu beteuern, dass man sich in der Schule nicht ansteckt, um dann das genaue Gegenteil zu vertreten, vielleicht mit dem Zusatz, es reiche aber aus, die Lehrer zu impfen? ... Wann impfen wir die Eltern der Schüler? Was ist mit ihren Onkeln und Tanten? Und ihre Großeltern? Derzeit sind noch zu wenige Impfdosen verfügbar. Gleichzeitig vermehren sich die Varianten des Virus. ... Man sollte jetzt keine Zeit darauf verschwenden, den Fernunterricht zu kritisieren – man sollte ihn lieber besser strukturieren und durch die Verteilung von Tablets und Computern für alle zugänglich machen“

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