Wie viel Veränderung will Deutschland?

Erstmals seit 16 Jahren wird nicht mehr Angela Merkel im Bundeskanzleramt sein. Doch die Deutschen haben nach dieser langen Zeit keinen radikalen Wechsel gewählt, stellen Kommentatoren teils erfreut, teils belustigt fest.

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Hospodářské noviny (CZ) /

Wenig Begeisterung für Neues

In gewisser Weise spielt es keine Rolle, wer jetzt in welcher Konstellation Kanzler wird, meint Hospodářské noviny:

„Welche Regierung auch immer gebildet wird, es wird eine Übergangsregierung sein, die die Deutschen über Jahre des grundlegenden wirtschaftlichen oder technologischen Wandels hin zu einer grünen und digitalen Wirtschaft bringen wird. Doch wie die Wahlergebnisse zeigen, sind die Deutschen von dieser Veränderung nicht so begeistert, wie es scheinen mag. Es ist, als ob die Deutschen den altbewährten Diesel nicht mehr mögen, aber auch noch nicht auf ein Elektroauto umsteigen wollen.“

hvg (HU) /

Keine Nachfrage nach Extremen

Die deutsche Demokratie hat den Krisentest bestanden, meint hvg:

„Die Deutschen haben bewiesen, dass auch ohne Extremisten eine grundlegende Veränderung möglich ist. ... Die deutsche Demokratie hat sich als krisenfest herausgestellt. Die Wähler sind nämlich nicht in die Richtung der Ränder gewandert, sondern sie sind innerhalb des politischen Mainstreams geblieben.“

Jutarnji list (HR) /

Der nüchterne Staatsmann punktet

Während Armin Laschet und Annalena Baerbock mit sinkender Popularität zu kämpfen hatten, konnte Scholz souverän punkten, analysiert Jutarnji list:

„Als Mandatsträger (Scholz war die letzten vier Jahre Finanzminister und Vizekanzler), tat der Sozialdemokrat nur seinen Job. In Katastrophenzeiten wie Pandemien und Überflutungen ist der Platz des Finanzministers, der ermutigende Nachrichten über die Hilfen der Regierung verbreitet, medial im Vordergrund. Das hat Woche für Woche dem Wachstum von Scholz' Popularität geholfen und ihm eine Aura eines nüchternen Staatsmannes verliehen, der wusste, was im richtigen Moment zu tun war.“