Trump-Kritikerin Cheney verliert bei Vorwahl

Die stärkste innerparteiliche Kritikerin des früheren US-Präsidenten Donald Trump, die Abgeordnete Liz Cheney, hat bei der Vorwahl der Republikaner in Wyoming verloren. Mit großem Vorsprung setzte sich Trump-Unterstützerin Harriet Hageman durch, die nun als Kandidatin bei den Midterm-Wahlen antreten wird. Europas Presse bereitet das große Sorgen.

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Wiener Zeitung (AT) /

Da bröckelt nichts

Die Wiener Zeitung attestiert Europa naives Wunschdenken:

„Manch liberale Kommentatoren spekulieren ... darauf, dass die jüngste Razzia des FBI in Trumps Anwesen einen Wendepunkt darstellen könnte. Dass es moderaten Republikanern zu viel werden könnte, wenn ein Ex-Präsident vielleicht Geheimdokumente bei sich gehortet hat und erneut die Justiz wüst attackiert. Es gibt jedoch keine Anzeichen, dass die Unterstützung in der Wählerschaft oder auch in der Republikanischen Partei für Trump irgendwie bröckeln würde, außer man redet es sich herbei. Doch genau derartiges Wunschdenken hat in der Vergangenheit oft dazu geführt, dass Politik und Beobachter auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Auch und gerade in Europa - und das mit fatalen Konsequenzen.“

El Mundo (ES) /

Vernunft zählt nicht mehr

Auch El Mundo hält Trumps Kandidatur für sicher:

„Die überwältigende Niederlage der Abgeordneten Liz Cheney belegt den enormen Einfluss, den der populistische Führer sowohl innerhalb seiner Partei als auch in der amerikanischen Gesellschaft noch immer ausübt. ... Trotz seiner ständigen Lügen und der Tatsache, dass er sogar den Angriff auf das Kapitol geschürt hat, scheint Trumps Kandidatur nun unaufhaltsam zu sein. Die Polarisierung ist so stark, dass Vernunft aus dem öffentlichen Leben in den USA ausgeschlossen zu sein scheint.“

The Times (GB) /

Katastrophale Verlogenheit

Dass Cheneys Kontrahentin Harriet Hageman wohl wider besseres Wissen Trumps Verschwörungstheorien anfacht, macht The Times Angst:

„Wyoming wird ab Januar von einer feigen Person im Kongress vertreten. ... Während Hageman selbst wohl ziemlich sicher nicht an die Verschwörungstheorie glaubt, wonach Donald Trump die Präsidentenwahl 2020 gestohlen worden sei, tun dies viele der neuen republikanischen Abgeordneten. Und es waren Hageman und andere, die Letzteren dabei geholfen haben, ihrer dunklen Fantasie freien Lauf zu lassen - einer Fantasie, die zu einer gesellschaftlichen Katastrophe führen könnte.“