Was bedeuten die Angriffe auf russische Stützpunkte?

Rätselraten um Explosionen auf den russischen Militärflugplätzen Engels und Djagilewo am Montag: In Engels wurden zwei Bomber durch Drohnenangriffe beschädigt, in Djagilewo einer. Dort starben drei Menschen. Die beiden Stützpunkte liegen deutlich jenseits der Reichweite der offiziell bekannten ukrainischen Drohnen, dennoch macht Russland die Ukraine verantwortlich. Auch Europas Presse geht bei ihrer Analyse davon aus.

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24tv.ua (UA) /

Russland kann seine Anlagen nicht mehr schützen

24tv.ua wundert sich, wie leicht solche Angriffe offenbar möglich sind:

„Nicht identifizierte Drohnen wurden vom russischen Luftabwehrsystem nicht entdeckt und abgefangen. Auch vor dem Angriff auf den Stützpunkt Djagilewo gab es, nach den Verletzungen und Todesfällen des Personals in der Nähe des dort beschädigten Flugzeugs zu urteilen, keine Warnung. Die Militärs konnten sich somit nicht mehr in Sicherheit bringen. Dies deutet darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der russischen Flugabwehrsysteme und Luftverteidigungsradare an der Front konzentriert ist. ... Die Russen verfügen nicht über genügend Streitkräfte und sind nicht in der Lage, eine ausreichende Verteidigung selbst strategisch wichtiger Objekte zu gewährleisten.“

Nikolai Mitrochin (RU) /

Luftabwehr muss generalüberholt werden

Der Politologe Nikolai Mitrochin skizziert die militärischen Folgen des Angriffs für Russland auf seiner Facebook-Seite:

„Die Ukraine verfügt nun über eigene strahlgetriebene - also schnelle und weitreichende - Waffen, mit denen sie Zentralrussland beschießen kann. ... Diese Waffen sind stark und präzise genug, um erheblichen Schaden anzurichten, einschließlich der Zerstörung von Öl-, Chemie- und Energieanlagen sowie großer Brücken (z.B. über die Wolga). Russland wird das Konzept seiner Luft- und Raketenabwehr komplett überarbeiten - was einige Zeit in Anspruch nehmen wird - und Verluste in Kauf nehmen müssen. ... Nicht umsonst überprüfen russische Behörden schon seit zwei Monaten die Luftschutzräume.“

Večernji list (HR) /

Bedeutsame Retourkutsche

Die Möglichkeit, Ziele auf russischem Territorium angreifen zu können, ist ein neuer Wendepunkt und ein großer Moral-Booster für die Ukraine, meint Večernji list:

„Mit diesen Angriffen kehrt der Krieg symbolisch dahin zurück, wo er herkam - nach Russland. ... Die Angriffe zeigen, wie unglaublich durchlässig die russische Luftabwehr und wie verwundbar Russland ist. Die Ukrainer haben sich als Ziel genau die Militärflughäfen ausgesucht, die Russland für seine Angriffe auf die Ukraine nutzt. ... All dies verringert natürlich den Glauben an die Macht des russischen Militärs und seiner Luftabwehr und schwächt die Moral der russischen Bevölkerung, während es sich auf der anderen Seite positiv auf die Moral der Ukrainer auswirkt, denen ein schwerer Winter bevorsteht.“

La Libre Belgique (BE) /

Effiziente Kühnheit

La Libre Belgique ist voll des Lobes für das ukrainische Vorgehen:

„Die brutale und ungerechtfertigte russische Aggression geht weiter und die Ukraine reagiert, indem sie nicht die Zivilbevölkerung, sondern Militärstandorte und Energieanlagen angreift. Mit Kreativität. Mit Effizienz. Mit Kühnheit. Von der Rückeroberung einer Stadt bis hin zu einer taktischen und technologischen Meisterleistung zeigen sie uns, dass sie diesen Krieg gewinnen können und dass die Unterstützung des Westens nicht nur gerechtfertigt, sondern auch wirksam ist.“