Credit Suisse greift Rettungsleine: Gefahr gebannt?

Nach der Pleite der Silicon Valley Bank hat am Mittwoch der drastische Kursverfall der Credit Suisse (CS) weltweit Sorgen ausgelöst. Die CS-Aktien schlossen zum Handelsende mit einem Minus von rund 24 Prozent. In der Nacht auf Donnerstag teilte die Großbank mit, ein Hilfsangebot der Schweizerischen Nationalbank annehmen und sich bis zu 50 Milliarden Franken leihen zu wollen. Europas Presse evaluiert die Tragweite.

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La Tribune de Genève (CH) /

Keine Panik, es wird eine Lösung geben

Praktische Ratschläge für das Bankinstitut sowie für dessen Kunden hat La Tribune de Genève parat:

„Die Schweizer Einleger haben keinen Grund zur Panik und sollten besonnen bleiben (ihre Einlagen bis 100.000 Franken sind gesichert). Bern hat schließlich mit der Schweizer Nationalbank ein Hilfsprogramm eingeleitet. Die Credit Suisse muss nun ihre Umstrukturierung beschleunigen, einen Plan für die Liquidierung ihrer Geschäftsbank, wenn nicht gar den Verkauf ihrer wichtigsten internationalen Aktivitäten ins Auge fassen und dabei die noch rentable rein schweizerische Bank bewahren. Die Alternative? Eine Fusion, doch mit wem? Es ist fast eine Gewissheit: Die Credit Suisse wird ihre Größe und ihr Wesen anpassen müssen.“

De Standaard (BE) /

Europa ist keineswegs immun

Der Vorfall zeigt, dass sich die Pleite der SVB durchaus auf europäische Geldinstitute auswirken kann, mahnt De Standaard:

„Die unmittelbare Gefahr aus den USA schien zunächst nicht besorgniserregend, und die Märkte beruhigten sich. Aber Spekulanten wählten gestern ein anderes Ziel aus: Credit Suisse. Was ist solider als eine Schweizer Bank? Bis vor Kurzem war die Antwort darauf: nichts. Das Axiom gilt nicht mehr. Die Schweiz gehört zwar nicht zur EU und nicht zur Eurozone. Aber die Idee, dass Europa immun ist gegen finanzielle Erschütterungen anderswo, war gestern nicht mehr viel wert.“

La Repubblica (IT) /

Miserables Image eilte ihr voraus

Das Adjektiv suisse steht nicht mehr für Seriosität, prangert La Repubblica an:

„Ob nun wegen der sprichwörtlichen Schweizer Diskretion oder - wie das staatliche Fernsehen auf seiner Website beklagt - als 'internationale Bank, die den Bezug zu ihren Schweizer Wurzeln verloren hat': Fest steht, dass die Credit Suisse, obwohl oder gerade weil sie suisse ist, seit einigen Jahren zu viele Kunden mit einer dunklen Vergangenheit oder Gegenwart anzieht. ... So hat sich eine erstklassige Bank in einen Bad Boy der internationalen Finanzwelt verwandelt, der in jeden Skandal verwickelt ist. ... Ein sicherer Hafen für Oligarchen und Diktatoren, ein Serieninvestor in die schlimmsten Geschäfte auf beiden Seiten des Atlantiks und manchmal gar des Pazifiks, eine unerschöpfliche Quelle für Fans der Panama Papers und dergleichen.“

ABC (ES) /

Glaubwürdigkeit ist weg

ABC erwartet steigendes Misstrauen in das Bankwesen:

„Die Probleme der Credit Suisse sind nicht vergleichbar mit der von der Silicon Valley Bank (SVB) ausgelösten Bankenpanik, aber sie befördern das Misstrauen gegenüber dem globalen Finanzsektor. ... Dies ist ein klassisches Beispiel für den 'Schmetterlingseffekt': Die schlechte Situation der Schweizer Bank war Teil der globalen Landschaft, bis ein Geldinstitut, das ihr strukturell in nichts ähnelt, die SVB, in Konkurs ging. ... Die Versprechen der Schweizerischen Nationalbank sind unzureichend, denn die Credit Suisse hatte schon in einem Meer ohne Turbulenzen zu kämpfen. Jetzt treibt sie in einem Sturm, ohne einen Funken Glaubwürdigkeit.“

Handelsblatt (DE) /

Too big to fail

Für das Handelsblatt ist die Krise der Credit Suisse hausgemacht:

„Geschuldet sind die Turbulenzen einer toxischen Mischung aus chronischen Kontrollschwächen, schlampigem Risikomanagement und falscher Strategie. Das macht den Fall aber nicht weniger gefährlich. Denn die Schweizer gehören eindeutig zu jenen Banken, die in die Kategorie 'too big to fail' fallen. Diese Institute sind so groß und vor allem so eng mit dem Rest der Finanzwelt vernetzt, dass sie einfach nicht scheitern dürfen.“