DeSantis: Wahlkampfstart mit Pannen

Im Kampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur hat am Mittwoch Floridas Gouverneur Ron DeSantis seinen Hut in den Ring geworfen. Die Bekanntgabe sollte öffentlichkeitswirksam auf Twitter gemeinsam mit dessen CEO Elon Musk erfolgen, war jedoch über lange Strecken von technischen Pannen geprägt. Wer ist der Trump-Herausforderer und wie stehen seine Chancen?

Alle Zitate öffnen/schließen
Wiener Zeitung (AT) /

Der Zirkus geht weiter

Auch DeSantis setzt auf Polarisierung, bedauert die Wiener Zeitung:

„Irgendwie fühlt DeSantis sich so an wie Trump, in der Rhetorik ein wenig weichgespült, weniger Drama, leichter wählbar. Doch das Gefühl täuscht: DeSantis hat sich zuletzt mit einem Abtreibungsverbot nach der sechsten Schwangerschaftswoche hervorgetan. ... Wer gehofft hatte, dass die amerikanische Rechte es nach den verrückten Trump-Jahren mit einem Kandidaten oder einer Kandidatin probieren würde, der oder die versuchen würde, die Gräben in diesem polarisierten Land ein wenig zuzuschütten und zu einer politischen Kultur der Debatte und des Wettstreits der Ideen zurückzukehren, wird enttäuscht. Der Zirkus geht weiter.“

Večernji list (HR) /

Kulturkrieg verschärft sich

In Vorbereitung seiner Kandidatur hat sich DeSantis in den vergangenen Monaten weiter radikalisiert, beobachtet Večernji list:

„Bekannt für seine Kulturkriege, die er gegen die sogenannte Woke Kultur führt, traf DeSantis einige Entscheidungen, die aus diesem radikalen Rechten einen noch radikaleren machten. Dieser Tage haben die NAACP, die größte Organisation für die Rechte Schwarzer Amerikaner, und Human Rights Campaign, die größte Organisation für die Rechte von LGBTQ-Personen, gar eine Warnung an ihre Mitglieder ausgesprochen, nach Florida zu reisen. Denn die dortigen Gesetze der republikanischen Mehrheit unter DeSantis machen Florida zu einer Region, die mit offener Feindschaft gegenüber Schwarzen und anderen Minderheiten auftritt.“

The Economist (GB) /

Schwierige Ausgangsposition

DeSantis dürfte es schwer haben, sich gegen Trump durchzusetzen, glaubt The Economist:

„Er wurde als isolationistisch kritisiert, weil er den Krieg in der Ukraine als einen schieren 'Territorialkonflikt' abtat, als anti-unternehmerisch, weil er einen Streit mit Disney anzettelte und als extremistisch, weil er ein Abtreibungsverbot nach der sechsten Schwangerschaftswoche unterzeichnet hat. ... 2016 trat Trump als Aufrührer an. 2020 als Amtsinhaber. 2024 geht er als Hybrid von beidem ins Rennen - als Aufrührer ebenso wie als Institutionalist. Es ist eine wirksame Kombination, die dazu beigetragen hat, einen großen Vorsprung in den ersten Umfragen aufzubauen.“

La Stampa (IT) /

Twitter versus Fox News

Dass DeSantis für seine Kandidaturankündigung Twitter wählte, ist für La Stampa vielsagend:

„Musk behauptet, dass die Tatsache, dass er DeSantis auf seiner Plattform beherbergt, keine Unterstützung sei. ... [Das Nachrichtenportal] Axios merkt aber zu Recht an, dass die Kandidatur-Ankündigung von DeSantis an der Seite des Twitter-Chefs ein Zeichen dafür ist, dass Letzterer darauf abzielt, Rupert Murdoch als Plattform der Wahl für Konservative zu ersetzen. Hatten die Republikaner bis vor Kurzem noch Fox News für ihre Ankündigungen bevorzugt, so hat sich der Fokus mit dem Näherrücken der Wahl 2024 auf Twitter verlagert.“