Russland und Belarus sticheln gegen Polen

Die Präsidenten von Russland und Belarus, Putin und Lukaschenka, haben bei einem Treffen ausführlich ein seit Kriegsbeginn oft genutztes Narrativ der Moskauer und Minsker Propaganda aufgegriffen. Es behauptet, Polen sei ein aggressiver Staat und wolle die Kontrolle über jene ukrainischen und belarusischen Gebiete gewinnen, die vor dem Zweiten Weltkrieg zu Polen gehörten. Was steckt dahinter?

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Polityka (PL) /

Putins Propaganda ist nicht stimmig

Putin zeichnet ein widersprüchliches Bild Polens, bemerkt Polityka:

„Jedem wie es ihm gefällt - in Putins Geschichte sind die Polen einmal entscheidende Kriegstreiber, nur um im nächsten Satz zum Werkzeug und gleichzeitig zum Opfer der Machenschaften des mythischen 'kollektiven Westens' zu werden. Putin stellt Polen sowohl als Beherrscher Kyjiws dar, der dessen unschuldige Bürger gegen Russland aufhetzt, als auch als Vollstrecker des Willens der Amerikaner. ... Es ist natürlich nicht wahr, dass polnische Regierungen, unabhängig von ihrer politischen Provenienz, eine Teilung der Ukraine anstreben könnten. Dies ist ebenso gelogen wie die Behauptung, die ukrainische Regierung sei illegitim oder sie liefere die Ukraine an Polen aus.“

Gordonua.com (UA) /

Von Eigeninteressen getrieben

Lukaschenka und Putin verfolgen ihre eigene Tagesordnung, meint der ehemalige ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin auf Gordonua.com:

„Für Putin ist es wichtig, sein heimisches Publikum zu mobilisieren, das Polen und die Polen bekanntlich als Feinde betrachtet. Ihm ist auch klar, dass die Ukraine und Polen in jedem Fall den Kern einer neuen Strategie zur Eindämmung Russlands bilden werden. Er wird dies immer wieder wiederholen, um zu versuchen, Zwietracht zwischen unseren Länder zu säen. ... Mit Lukaschenka ist die Sache interessanter, kämpft er doch um seinen Machterhalt und um Garantien für sich selbst. Viele sind der Meinung, die taktischen Atomwaffen und Wagner in Belarus hätten seine Position sogar deutlich gestärkt. ... Doch die Atomwaffen dort und Wagner werden wohl nie belarusisch werden.“

Delfi (LV) /

Der schmerzende Keil in den Beziehungen

Delfi.lv rechnet damit, dass auch die in beiden Länder widersprüchliche Sichtweise der Wolhynien-Massaker im Zweiten Weltkrieg von russischer Seite weiter propagandistisch ausgenutzt werden wird:

„Es scheint, dass es den Staatschefs Polens und der Ukraine gelungen ist, zu einer gemeinsamen Meinung zu gelangen, dass die Geschichte keinen Einfluss auf den 'strategischen Aspekt der Beziehungen' zwischen den beiden Ländern haben sollte. Wie der frühere Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, betonte, 'gibt es nur eine Seite, die von den historischen Konflikten zwischen der Ukraine und Polen profitiert, und das ist weder die Ukraine noch Polen, sondern Russland'.“