Muss sich Schweden auf Krieg vorbereiten?

Mit Blick auf die geplante Nato-Mitgliedschaft sowie den russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben der schwedische Oberbefehlshaber Micael Bydén und Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin alle Schweden aufgefordert, sich auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Es müssten praktische Maßnahmen ergriffen werden, sagte Bohlin bei der jährlichen schwedischen Verteidigungskonferenz Folk och Försvar. Kommentatoren teilen die Besorgnis.

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Göteborgs-Posten (SE) /

Vorsorge ist nicht gleich Angst

Wer nun in Panik verfällt, hat die Botschaft falsch verstanden, schreibt Göteborgs-Posten:

„Das Risiko, dass Schweden in einen Krieg verwickelt wird, ist gestiegen, bleibt aber letztlich minimal. ... Auf Krieg vorbereitet zu sein ist nicht das Gleiche wie Angst vor Krieg zu haben - eher im Gegenteil. Es ist eine Aufforderung, die eigene Situation und die eigene Rolle in einer Kriegs- oder Krisensituation zu überdenken. ... Selbst die Böswilligsten scheuen sich, einen Krieg vom Zaun zu brechen, wenn mit einer Niederlage zu rechnen ist. Und auf individueller Ebene kann eine gedankliche Vorbereitung auf Krieg und Krisen dazu dienen, die schlimmsten Szenarien - bei denen Panik oft der größte Feind ist - auszuschließen.“

Berlingske (DK) /

Vom Nachbarn lernen

Berlingske lobt Schweden als umsichtig und vermisst ein vergleichbares Engagement in Dänemark:

„Die Gefahr aus Russland beschränkt sich nicht auf die Ukraine - ganz Europa und eventuell vor allem Skandinavien befinden sich in der Gefahrenzone. ... Sollte das Schlimmste eintreten, steht Dänemark in einer entsetzlichen Situation im Prinzip ohne funktionierende Verteidigung und ausreichende zivile Bereitschaft da. ... Wir müssen weitsichtiger denken, genau wie die Schweden. Wir haben eine demoralisierte Verteidigung, unter anderem mit Schimmel in den Kasernen. ... Aber der Ernst der Lage schlägt sich leider nicht in einem Plan nieder, der Sicherheit vermitteln könnte.“

Neatkarīgā (LV) /

Auf Abschreckung setzen

Journalist Bens Latkovskis fragt sich in Neatkarīgā, wie sich Krieg aktuell verhindern lässt:

„Es gibt nur eine Antwort. Die einzige Möglichkeit, einen Krieg zu verhindern, besteht darin, dem potenziellen Angreifer eindeutig klar zu machen, dass man keinen Flattermann kriegen wird: Es wird einen starken, tödlichen Gegenschlag geben. ... Wir müssen uns als Einzelne und gemeinsam auf einen Krieg vorbereiten. Menschen haben noch nie aus der Geschichte gelernt und bisher gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass es dieses Mal anders sein wird. Ich würde jedoch gerne hoffen, dass ich mich irre.“