Zerwürfnis zwischen Tschechien und der Slowakei

Der tschechische Premierminister Petr Fiala hat die Regierungskonsultationen zwischen Prag und Bratislava ausgesetzt. Grund ist der russlandfreundliche Kurses seines slowakischen Amtskollegen Robert Fico. Der Beschluss markiert einen massiven Einschnitt und Tiefpunkt in den Beziehungen der beiden Nachbarländer, die 75 Jahre einen gemeinsamen Staat gebildet hatten. Das sorgt auch für Unmut in den Kommentarspalten.

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Echo24 (CZ) /

Manchmal trennen sich Wege eben

Echo24 meint lakonisch:

„Manchmal sind Meinungen einfach zu unterschiedlich. Vielleicht ist dieser Moment in den tschechisch-slowakischen Beziehungen eingetreten. Während Fico offen davon spricht, dass die EU die gegenseitige Tötung von Slawen unterstütze, organisiert die tschechische Regierung den Kauf von 800.000 Stück Artilleriemunition für Kyjiw. Das sind wirklich diametral unterschiedliche Ausgangspunkte. ... Soll Fico die Außenpolitik verfolgen, die er will. Für die Tschechen ist dies eine Gelegenheit, vielleicht nicht so herzliche, aber normalere Beziehungen zu Bratislava zu pflegen, ähnlich wie wir sie zu unseren anderen Nachbarn haben.“

Aktuality.sk (SK) /

Unserer besten Verbündeten beraubt

Sehr zerknirscht äußert sich Aktuality.sk:

„Premierminister Fico hat uns unserer besten Freunde und Verbündeten, der Tschechen, beraubt. Die Entscheidung der tschechischen Regierung ist eine katastrophale Nachricht für Bratislava. ... Darüber hinaus ist es mehr als wahrscheinlich, dass dem Beispiel der Tschechen bald auch unsere anderen Verbündeten aus der EU und der Nato folgen werden. Denn wie der tschechische Außenminister Jan Lipavský sagte: Solange man wie die Slowakei Diplomatie auf beiden Seiten anstrebt, bleibt man erfahrungsgemäß 'meistens nur auf einer Seite'. Verräter mag niemand.“

Pravda (SK) /

Fiala ist der Brunnenvergifter, nicht Fico

Die Pravda sieht die Schuld für die jetzige Entwicklung nicht in Bratislava, sondern in Prag:

„Es ist nicht Fico der die gemeinsamen Beziehungen bis zum Gefrierpunkt bringt, sondern die tschechische Seite. Bei den gemeinsamen Treffen geht es nicht nur um die Beziehungen zwischen den Regierungen, sondern auch um die Beziehungen zwischen den beiden Nationen, unabhängig davon, welche Regierung an der Macht ist. Dies konnte bislang erfolgreich überbrückt werden. Und nicht nur das: Fiala mischt sich indirekt in die inneren Angelegenheiten des Bruderstaates ein, was noch nie zuvor vorgekommen ist. Fiala spielt den Helden. Aber die Helden zerreißen nicht die Seile, sie dienen.“