Gespräch Trump-Putin: Was hat es gebracht?

US-Präsident Donald Trump hat nach einem zweistündigen Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin umgehende Friedensverhandlungen zur Beendigung des Krieges gegen die Ukraine in Aussicht gestellt. Der Prozess könne beginnen, so Trump. Putin erklärte, Moskau wolle die Kampfhandlungen beenden, dazu müsse aber der effektivste Weg gefunden werden. Viel Skepsis in Europas Presse.

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La Repubblica (IT) /

Mehr Ungewissheit als Klarheit

La Repubblica ist skeptisch:

„Die Androhung weiterer Sanktionen oder verschiedener härterer Maßnahmen gegen Russland scheint vergessen zu sein. ... Trump erweckt einmal mehr den Eindruck, sich auf die Seite Putins zu stellen. Die nächsten Stunden werden zeigen, ob es sich um einen weiteren unbegründeten Vertrauensbeweis gegenüber Wladimir handelt, der an seinen maximalistischen Forderungen festhält, oder ob das zweistündige Telefongespräch eine echte Absicht des Kremlchefs offenbart, ehrlich über eine gerechte und damit möglicherweise dauerhafte Lösung zu verhandeln.“

Capital (GR) /

Ein Spiel zwischen Washington und Moskau

Das Webportal Capital wirft einen genaueren Blick auf das Vorgehen der USA und Russlands:

„Die erste Schlussfolgerung aus dem Vergleich der beiden Positionen ist, dass Trump auf einer optimistischeren Haltung beharrt, die der zurückhaltendere Putin aber auch nicht entkräftet. Die zweite ist, dass sich keine dritte Partei in die russisch-amerikanischen Gespräche einmischen kann: Die Beziehung zwischen den beiden scheint durch keine Entwicklung aus der Bahn geworfen zu werden. ... Und die europäischen Staats- und Regierungschefs, die versucht hatten, der russischen Seite ein Ultimatum für einen sofortigen Waffenstillstand zu stellen, werden von Trump im Nachhinein einfach darüber informiert, was er 'vereinbart' habe.“

Echo (RU) /

Verzögerungstaktik, um Sanktionen zu entgehen

Putins Reaktion wirkt wie ein weiterer Trick, urteilt Journalist Dmitri Kolesew in einem von Echo übernommenen Telegram-Post:

„Putin zufolge ist Russland bereit, 'mit der Arbeit an einem Memorandum' über die Unterzeichnung eines Friedensvertrags mit der Ukraine zu beginnen, in dessen Rahmen auch die Frage einer Waffenruhe vereinbart werden könnte. Putin bekam also gesagt: Lass uns eine Waffenruhe für 30 Tage beschließen. ... Und er antwortete: Wir können noch 20 Jahre weiterkämpfen, aber lasst uns anfangen zu diskutieren, wie eines Tages ein Friedensvertrag aussehen könnte. Das klingt nach dem nächsten Trick, um den Krieg unter dem Deckmantel eines 'Friedensprozesses' fortzusetzen, ohne Trump dabei Anlass zu geben, strengere Sanktionen zu verhängen oder die Militärhilfe für die Ukraine zu erhöhen.“

Delfi (LT) /

Eine brüchige Zweckgemeinschaft

Das vermeintlich gute Verhältnis zwischen Moskau und Washington steht auf tönernen Füßen, prophezeit Delfi-Kolumnist Audris Narbutas:

„Trump will China ausstechen – und dafür braucht er Verbündete. Das ist einer der Gründe, warum er auf ein gutes Verhältnis zu Russland setzt. Russlands Abhängigkeit von China hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Eine taktische Annäherung an die USA könnte Trump bei Verhandlungen mit Peking nützen. ... Putin wird versuchen, sich als Brücke zwischen den USA und China zu inszenieren – doch das dürfte kaum von Dauer sein. Für uns ist das teilweise eine gute Nachricht. Es besteht die Hoffnung, einen Trump zu erleben, wie wir ihn uns im Sinne der Ukraine – und auch für uns selbst – wünschen würden.“