Frankreich: Hat sich Macron eine Ohrfeige eingefangen?

Kurze Szene, große Aufregung: In einer schnell viral gegangenen Videoaufnahme ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu sehen, wie er kurz vorm Aussteigen aus der in Vietnam gelandeten Regierungsmaschine von der Hand seiner Frau Brigitte weggedrückt wird. Während einige Kommentatoren sich fragen, ob es sich gar um eine Ohrfeige gehandelt habe, gab Macron selbst zu Protokoll, er habe mit seiner Frau herumgealbert.

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HuffPost Greece (GR) /

Es gibt noch Gefühle

Das Webportal Huffigtonpost Greece ist hin und her gerissen:

„Und jetzt? Wie kann Macron Machthabern nun die Stirn bieten? Was kann er Führern und Diktatoren sagen? … Wie kann man Autorität zeigen, wenn man öffentlich geohrfeigt wurde, von seiner eigenen Frau?.... Oder war es doch nur etwas sehr Menschliches, ein Riss, ein privater Moment, der öffentlich geworden ist? Ein Moment der Schwäche? Eine Liebe à la française, die nicht in der Stille sterben will? Was auch immer es war, es hatte etwas Reales, und in einer zynischen, belasteten Welt schien es, dass es noch Gefühle gibt – und das ist doch immerhin etwas.“

Le Temps (CH) /

Präsidentengattin ist beliebte Zielscheibe

Warum um die Bilder aus Vietnam ein so großer Wirbel entsteht, erläutert Le Temps:

„Das liegt daran, dass Brigitte Macron in der französischen Verschwörungsszene – und vielleicht weit darüber hinaus – zur bevorzugten Zielperson geworden ist. Ihr Altersunterschied zum Präsidenten, die Tatsache, dass sie seine Lehrerin war, und dazu noch eine großzügige Dosis Sexismus, führen dazu, dass hirnrissigste Theorien aufblühen. In Wahrheit gebe sie den Ton an, wobei das berüchtigte 'sie hat die Hosen an' die sanfteste Version dieses Irrsinns ist, der bis zu extremsten Theorien über ihr Geschlecht reicht. Die Hirngespinste veranlassten Emmanuel Macron mehrfach zu Reaktionen in den Medien.“

L'Humanité (FR) /

Reine Privatsache

Die Szene hat uns nicht zu interessieren, mahnt L’Humanité:

„Die Affäre, die privat und daher keine ist, da sie uns nichts angeht, ist bedauerlicherweise so sehr öffentlich geworden, dass der Elysée-Palast, der zunächst dementiert hatte, schließlich von einer vertraulichen Kabbelei sprach. Doch wie soll man das leicht krankhafte Interesse interpretieren? Lässt sich da nicht etwa die perverse Vorstellung erkennen, dass er es verdient hätte, wenn er sich denn eine gefangen hat, und dass dieser Vorfall in ihrer Partnerschaft nicht wirklich unbedeutend sein könne? Hätte Brigitte Macron sonst in dem Moment, als sich die Tür des Flugzeugs für einen Staatsbesuch öffnete, diese überraschende Geste ausgeführt? Doch wir stellen diese Fragen nicht. Das geht uns nichts an.“