Schweizer Alpen: Gletschersturz von Blatten
Im Schweizer Kanton Wallis sind große Teile des Birchgletschers abgestürzt. Millionen Tonnen Gestein waren von einem instabilen Fels auf dem Berg Kleines Nesthorn auf den Gletscher heruntergedonnert. Schließlich brach dieser ab und stürzte samt Geröll und Steinen ins Tal. Dabei wurde das Dorf Blatten fast vollständig zerstört. Die 300 Bewohner der Ortschaft konnten dank Frühwarnung rechtzeitig evakuiert werden.
Lösungen finden, die nicht aus Beton bestehen
Le Temps fordert eine ergebnisoffene Reflexion:
„Die Katastrophe, die das idyllische Dorf Blatten zerstört hat, muss ein Weckruf sein. … Es braucht einen Paradigmenwechsel. Sollte vielleicht so weit gegangen werden, dass stark von Naturgefahren bedrohte Regionen aufgegeben werden? Das wäre eine radikale Idee, aber es muss darüber nachgedacht werden. Fachleute und vor allem auch die Politiker müssen den Mut haben, sich der Realität zu stellen, um neue Lösungen zu finden, die nicht aus Beton bestehen.“
Sinnbild für Naturgewalt und menschliche Stärke
Laut Tages-Anzeiger offenbart der Bergsturz die Fähigkeit des Menschen, sich vor Naturkatastrophen zu schützen:
„In den Bergen fürchtete man sich stets vor der Natur, man betete und hoffte. Man vertraute seiner Erfahrung und seinen Instinkten. Aber nach Bergstürzen kam oft jede Hilfe zu spät. Den Überlebenden blieb nichts anderes übrig, als sich immer wieder mit dem gleichen Satz zu trösten: Die Natur ist stärker als der Mensch. ... Und doch zeigt Blatten eindrücklich, wie gut wir uns dank moderner Wissenschaft und schweizerischem Organisationstalent mittlerweile gegen die schlimmsten Folgen von Naturkatastrophen wappnen können. ... Blatten wird zum Symbol werden für die Wucht der Natur. Aber auch für die Stärke des Menschen, zu der er durch sich selbst gefunden hat.“
Reiche Schweiz könnte ein Vorbild sein
Der Klimaschutz schreitet bei den Eidgenossen noch immer nicht rasch genug voran, kritisiert der Zürich-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung Nicolas Freund:
„Es wird viel recycelt, ein Großteil des Stroms aus Wasserkraft generiert, und man hat sich selbst die Klimaneutralität bis 2050 zum Ziel gesetzt. Doch die Regierung verschiebt die Umsetzung der Klimaschutzziele immer weiter. ... Klar, auch die Schweiz kann nicht im Alleingang das Klima retten. Als reiches und innovatives Land kann sie aber ein Vorbild sein. ... Obwohl die Schweiz beim Bergsturz von Blatten jetzt alles richtig gemacht hat – noch besser wäre es, solche Katastrophen in Zukunft so unwahrscheinlich wie möglich zu machen.“