Rauchen: Gehört das verboten?

Statistiken der EU-Kommission zufolge ist Tabak- und Nikotinkonsum das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko und die bedeutendste Ursache für vorzeitigen Tod. Die Mitgliedstaaten sind aufgefordert, rauchfreie Zonen auszuweiten und bei Verboten auch neu entstehende Produkte einzubeziehen, die zunehmend junge Verbraucher ansprechen. Die Presse debattiert aktuelle nationale Strategien.

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La Vanguardia (ES) /

Eine wichtige Maßnahme fehlt

Die spanische Regierung will das bereits weitreichende Rauchverbot verschärfen und zum Beispiel auf das Umfeld von Schulen und Sportanlagen sowie auf Café-Außenterrassen und Bushaltestellen ausweiten. Es soll künftig auch für E-Zigaretten gelten. La Vanguardia reflektiert:

„In gewisser Weise sind die Regierungen etwas heuchlerisch: Einerseits bekämpfen sie den Konsum heftig, andererseits erlauben sie den Verkauf und profitieren von den Steuern. ... Ein entscheidender Punkt ist auf der Strecke geblieben: Das Finanzministerium sollte einer drastischen Erhöhung des Päckchenpreises zustimmen, vielleicht auf die von Ärzten vorgeschlagenen zwölf Euro. ... Ohne diese Maßnahme ist der Rest zwar nützlich, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

The Spectator (GB) /

Moralischer Kreuzzug

Auch Frankreich verschärft sein Rauchergesetz, was The Spectator als Bevormundung empfindet:

„Es reicht nicht mehr aus, das Rauchen zu erschweren; Raucher müssen aus dem Blickfeld verdrängt werden. Was einst als Laster galt, wird nun wie eine öffentliche Unanständigkeit behandelt. Dabei geht es nicht wirklich um Passivrauchen. Es geht um Kontrolle, die als Mitgefühl getarnt ist. ... Was als Gesundheitspolitik begann, fühlt sich inzwischen wie ein moralischer Kreuzzug oder gar wie gesellschaftliche Manipulation an. Man zündet sich nicht einfach eine Zigarette an, sondern begeht eine Missetat. Dieses Verbot wird zwar als Schutz der Kinder dargestellt, im Visier sind aber eigentlich Erwachsene, die meinen, sich wie Erwachsene verhalten zu dürfen.“

Le Quotidien (LU) /

Jugendliche einbeziehen

Le Quotidien lobt fortschrittliche Maßnahmen in Luxemburg:

„Frankreich geht das Problem an, ja, aber ohne alle seine Facetten zu berücksichtigen. ... Gesundheitsministerin Catherine Vautrin hat deutlich gemacht, dass das Verbot nicht für E-Zigaretten gelten wird. Eine Auslassung, die teuer werden könnte. Luxemburg hingegen denkt voraus und startete am 31. Mai eine neue Kommunikationskampagne, die gemeinsam mit Jugendlichen entwickelt wurde, um mit verbreiteten Irrtümern aufzuräumen und daran zu erinnern, dass 'Trendprodukte' auf Nikotinbasis stark abhängig machen. Denn auch die Prävention muss sich rechtzeitig weiterentwickeln.“