KI: Wie problematisch ist unser Nutzungsverhalten?

Gut zweieinhalb Jahre nach dem Launch von ChatGPT ist die Nutzung von Chatbots und anderer KI-Tools für viele Menschen zum Alltag geworden. Einige Nutzer gehen dabei aber deutlich über eine Verwendung hinaus, die man noch als gesund bezeichnen kann, beobachten Kommentatoren mit Sorge.

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Új Szó (SK) /

Gefährliche Flucht vor Selbstreflexion

Zumindest das Gefühlsleben sollte nicht ChatGPT überlassen werden, meint Új Szó:

„Der Fall einer 38-jährigen Frau aus Essex, Jennyfer Jay, ist ein perfekter Spiegel unserer Gegenwart. Sie hat sich entschieden, ihre Beziehungskrise statt Menschen aus Fleisch und Blut dem ChatGPT zu überlassen. ... Sogar ihre Trennungsnachricht wurde von ChatGPT geschrieben. ... In den Tiefen dieser Geschichte lauert eine wichtige Frage: Ist es wirklich eine gute Idee, Maschinen unser Gefühlsleben anzuvertrauen? Letzendlich hat eine künstliche Intelligenz, egal wie schlau sie ist, noch nie Liebe, Enttäuschung, gemeinsame Ausflüge oder stille Kuschelabende erlebt. Sie hat keine Empathie gelernt, sie imitiert sie nur. Aber das scheint vielen zu genügen – vor allem, wenn die Alternative eine schmerzhafte Selbstreflexion wäre.“

Protagon.gr (GR) /

Mein Freund der Chatbot

Eine pragmatische Auseinandersetzung fordert Protagon:

„Die Zeit des ersten Flirts ist vorbei. Die KI dringt jeden Tag mehr und mehr in unser Leben ein und verwickelt uns in eine unausgewogene Langzeitbeziehung, von der wir nicht wissen, wohin sie uns führen wird. ... Es gibt bereits erste Fälle von KI-Sucht: Laut einer kürzlich vom MIT Media Lab (zusammen mit OpenAI) durchgeführten Studie über den 'emotionalen' Αbdruck der neuen Tools gibt es bereits 'sehr häufig' Nutzer, die 'den Chatbot als Freund sehen'. Die KI zu verteufeln, bringt aber absolut nichts. ... Zentral ist, dass wir es schaffen, sie zu zähmen.“

El País (ES) /

Das moderne Orakel von Delphi

Die KI wird von einigen geradezu vergöttert, beobachtet die Journalistin Noelia Ramírez in El País:

„Es verbreitet sich eine Art spirituelles Delirium um die Ratschläge von ChatGPT. ... Ich spreche von Menschen, die KI als etwas viel Größeres betrachten als eine praktische Nische, in der wir Dinge zusammenfassen und Zeit sparen können. Für diese Menschen ist ChatGPT nicht nur Therapeut: Es ist ihr neuer Gott. Ein fast paranormales Wesen, ein modernes Orakel von Delphi. ... All das sagt viel mehr über uns aus als über die Technologie: Wollen wir wirklich etwas wissen oder suchen wir nur Abkürzungen, um die Realität zu verdrängen? ChatGPT wurde mit einem 'Drang zu gefallen' programmiert: Es wird immer versuchen, uns zu entlasten, selbst wenn es mit Lügen ist.“