Rumänien kürzt Stipendien: Der richtige Ansatz?

Der neue rumänische Premier Ilie Bolojan hat Kürzungen bei Stipendien an Schulen und Universitäten angekündigt. Nach Statistiken des Bildungsministeriums habe in den letzten Jahren fast jeder zweite Schüler einer weiterführenden Schule eine Förderung von rund 90 Euro im Monat wegen guter Noten bekommen. Die Kriterien zum Erhalt dieser Leistungsstipendien, aber auch die für Sozialstipendien, sollen nun verschärft werden.

Alle Zitate öffnen/schließen
republica.ro (RO) /

Bei den Privilegierten sparen

Eine sozial gerechtere Haushaltspolitik fordert republica.ro:

„Die Sparmaßnahmen treffen jene massiv, die ohnehin schon wenig hatten. Diejenigen hingegen, die vom Staat schon für mehrere Leben ausgestattet wurden, sind kaum betroffen. Deshalb ist es nicht verkehrt, darauf hinzuweisen, dass eine verantwortungsbewusste und kluge Regierung, die sich mit Mathematik auskennt, differenziertere Kürzungen nach Bevölkerungsgruppen vornehmen könnte und dabei insbesondere jene Gruppen mal zur Kasse bittet, die bisher keine Krise erlebt haben und noch nie ihren Teil bezahlt haben von dem großen Kuchenstück, das sie abbekommen haben.“

Spotmedia (RO) /

Unterstützung der Bürger nicht riskieren

Spotmedia sorgt sich um die politischen Konsequenzen:

„Wenn man in einen großen Krieg eintritt, ist es nicht ratsam, alle Fronten gleichzeitig zu öffnen, und auch diejenigen zu verärgern, die wertvolle Verbündete sein könnten – zum Beispiel die Eltern, die keine [gut bezahlten] Staatsbeamte sind und deren Kinder jetzt ihre Stipendien verlieren. Schließlich liegt der Aufstieg des Extremismus in Rumänien nicht nur am Geld, sondern auch am Eindruck der Ungerechtigkeit, der Benachteiligung, am Gefühl 'Wir gegen die anderen'. Die Regierung Bolojan darf das keinen Moment aus den Augen verlieren. Sie muss nicht nur den Haushalt sanieren, sondern auch das Gefühl vermitteln, dass sie Gerechtigkeit walten lässt. Das ist bisher nicht gelungen.“

Adevărul (RO) /

Das Potenzial aller Schüler ausschöpfen

Alexandru Mihai Ghighiu, Abgeordneter der mitregierenden PSD, kritisiert in Adevărul:

„Bildung ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Die Stipendien, seien es die leistungs-, sozial- oder technologieorientierten Stipendien, sind ein Instrument, Bildung insbesondere für benachteiligte Bevölkerungsgruppen zugänglicher und gerechter zu machen. Anstatt ihre Zahl zu reduzieren, sollten wir Wege finden, sie auf alle Bedürftigen auszuweiten, damit jedes Kind die Chance bekommt, sein Potenzial auszuschöpfen. Krisen kommen und gehen, aber die Auswirkungen der Entscheidungen, die wir heute treffen, werden wir noch Jahrzehnte spüren.“