Trump beordert Nationalgarde nach Washington

US-Präsident Donald Trump will die Nationalgarde in Washington einsetzen und die dortige Polizei unter Bundeskontrolle stellen. Grund sei einerseits die hohe Zahl von Obdachlosen, andererseits die ausufernde Kriminalität - laut lokalen Behörden ist diese aber rückläufig. Trump hatte die Nationalgarde bereits vor einigen Wochen nach Los Angeles geschickt, um dort gegen Proteste gegen seine Migrationspolitik vorzugehen.

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Avgi (GR) /

Es gibt keine "Epidemie der Gewalt"

So wie in Los Angeles werden auch in Washington Sündenböcke gesucht, meint Avgi:

„Trumps Behauptung, wonach eine 'Epidemie der Gewalt' die amerikanische Hauptstadt heimsuche, basiert natürlich auf einer Lüge. Die Kriminalität in Washington liegt laut offiziellen Angaben derzeit auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren. Was die Obdachlosen angeht, so gibt es in einer Stadt mit insgesamt 700.000 Einwohnern nicht mehr als 800. Diese Zahl scheint aber offenbar auszureichen, um sie zur Zielscheibe und zum Sündenbock zu machen. So wie auf den Straßen von Los Angeles die Einwanderer.“

Sydsvenskan (SE) /

Die Aggression geht vom Präsidenten aus

Das Vorgehen des US-Präsidenten zeigt nach Ansicht von Sydsvenskan, wessen Geistes Kind er ist:

„Es ist Donald Trump, der für Gewalt sorgt. ... Wenige dürften von Trumps mangelndem Mitgefühl für die Verletzlichkeit anderer Menschen überrascht sein. Sein Umgang mit den Problemen, während er das mächtigste politische Amt der Welt innehat, erinnert an sein Handeln am 6. Januar 2021 – als er sich weigerte, seine Niederlage gegen Joe Biden einzugestehen und einen Mob zum Sturm auf das Kapitol aufrief. Ob Trump nun die Macht gewonnen oder verloren hat, Gewalt ist bei ihm allgegenwärtig, in Worten und Taten. Das macht Washington nicht zu einer sichereren Stadt – ganz im Gegenteil.“

Der Standard (AT) /

Ablenkung von Epstein-Files

Hinter Trumps Plan steht vor allem ein Kalkül, betont Der Standard:

„Zu Trumps Interessen gehört in diesen Tagen, Wochen und Monaten vor allem, von dem für ihn nicht nur unangenehmen, sondern potenziell sogar gefährlichen Justizstreit rund um die Veröffentlichung der Akten zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein abzulenken. 'Flood the zone with shit' ist als Trumps politisches Planungs- und Handlungskonzept längst bestens bekannt. Danach scheint er auch jetzt wieder zu handeln. Die Nationalgarde in die US-Hauptstadt zu befehligen – das lenkt von Epstein ab und beweist, was für ein starker Mann Trump ist. Ein Mann, der stets die Kontrolle hat. Doch ist es wirklich so?“