Ukraine-Krieg: Was bringt das neue Jahr?
In seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Russland 2025 weitere Gebiete eingenommen, den Frontverlauf dabei aber nicht wesentlich verändern können. Moskaus massive Luftangriffe werden von der Ukraine zunehmend mit eigenen weitreichenden Attacken gekontert. Gegen Jahresende haben sich die von den USA initiierten Verhandlungen zu einer Beilegung des Krieges intensiviert. Welche Perspektiven zeichnen sich nach bald vier Jahren Krieg ab?
Auch weiterhin wird sich wenig bewegen
Die Frankfurter Rundschau glaubt nicht, dass es bald zu einer Einigung kommen wird:
„[S]olange Trump nicht den Druck auf Putin erhöht, sondern lediglich auf Selenskyj einwirkt, so lange sind die Gespräche im Klein-Klein der Gebietsabtretungen verfangen. Der ukrainische Präsident wird weiter bereit zu Gesprächen sein, um bei Trump nicht in Ungnade zu fallen. Putin wird weiter so tun, als ob er gesprächsbereit ist, aber weiter kein Jota von seinen Zielen abweichen und die russische Armee weiter die Ukraine angreifen lassen. ... Deutschland und die anderen EU-Staaten werden weiter zahlen und vollmundige Versprechen von einem nachhaltigen und gerechten Frieden machen.“
Waffenruhe als strategisches Zeitfenster
Politologe Serhij Taran sieht auf Facebook Chancen für einen nachhaltigen Waffenstillstand:
„Wenn Friedensvereinbarungen unterzeichnet werden, wird nicht ihr Text entscheidend sein, sondern das, was während der Waffenruhe geschieht. Falls die Ukraine und Europa diese hypothetische Pause sinnvoll nutzen und wenn während des vorübergehenden Friedens groß angelegte Investitionen in die Rüstungsproduktion anlaufen, Verteidigungsanlagen entlang der Frontlinie errichtet werden und eine neue Architektur der gemeinsamen europäischen Sicherheit entworfen wird, dann besteht die Chance, dass die Pause im Krieg lange dauern wird.“
Beiderseits wächst der Druck im Kessel
Im russischen Dienst von Radio Swoboda glaubt Militärexperte Juri Fjodorow, dass die Bedeutung innenpolitischer Faktoren zunehmen wird:
„Sowohl in der Ukraine als auch in Russland werden soziale und politische Spannungen stärker. Die Massen und Eliten in Russland können nicht umhin, sich zu fragen: Was ist eigentlich das Ziel des Krieges und welchen Sinn hat es, ihn fortzusetzen, wenn ein Sieg in der Form, wie er von Putin 2022 formuliert wurde, unerreichbar ist? In der Ukraine wird hingegen die Frage in den Vordergrund treten: Ist die derzeitige Führung in der Lage, den Krieg zu Bedingungen zu beenden, die für die ukrainische Gesellschaft akzeptabel sind? “