Flüchtlingskrise: Zehn Jahre nach "Wir schaffen das"
Am 31. August 2015 prägte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Pressekonferenz die bis heute geläufige Floskel "Wir schaffen das". Sie war Ausdruck ihrer Einschätzung, die damals rapide ansteigende Zahl von in die EU drängenden Asylsuchenden sei mit gemeinsamen Anstrengungen für Staat und Gesellschaft gut zu bewältigen. Ein Jahrzehnt später stellen die Medien Merkels Worte auf den Prüfstand.
Merkels Satz bleibt bis heute richtig
Merz könnte von seiner Vorgängerin durchaus etwas lernen, findet die Süddeutsche Zeitung:
„Merkels Paradesatz lehrt nämlich, dass mutiges Handeln, getragen von hohem Ethos, aus der Mitte der Gesellschaft möglich ist. Er ist ein Plädoyer für das Vertrauen in sich selbst, ins eigene Denken, ins eigene Handeln. Er ist ein Aufruf, sich den Erzählungen des Niedergangs zu entziehen. Wie man leider beobachten muss, befällt diese dunkle Lust am Schlechtreden von allem und jedem längst nicht mehr nur die Untergangstheoretiker aus der AfD. ... Ihr [Merkels] Aufruf zu grenzenloser Humanität und Hilfsbereitschaft bleibt bis heute richtig. ... Eigentlich sprach Merkel damals nur aus, was Deutschland und die EU grundsätzlich stark macht: Selbstvertrauen, Pragmatismus und, ja, Humanismus.“
Orbán sah die Folgen vorher
Die damaligen Bedenken des ungarischen Ministerpräsidenten haben sich bestätigt, meint Staatssekretär Máriusz Révész (Fidesz) im regierungsnahen Portal Index:
„Damals gab es mit Viktor Orbán nur einen politischen Führer, der vor den schwerwiegenden Folgen dieser Entscheidungen gewarnt hat. Er erklärte bereits damals, dass, wenn wir alle ohne Kontrolle hereinlassen und sogar ermutigen, noch viel mehr Menschen sich auf den Weg machen werden. ... Er sagte, dass die Durchlässigkeit der Binnengrenzen der Union auf der Kontrolle der Außengrenzen beruht und dass wir früher oder später auch die Binnengrenzen kontrollieren werden, wenn wir die Außengrenzen nicht kontrollieren. Wir erinnern uns alle, was er für seinen 'unmenschlichen' Standpunkt abbekommen hat und noch abbekommt.“