Gaza: Journalisten bei Angriff auf Klinik getötet

Bei einem israelischen Angriff auf ein Krankenhaus in Chan Junis im Gazastreifen wurden Berichten zufolge 20 Menschen getötet, darunter fünf einheimische Journalisten. Reuters, AP und Al Jazeera bestätigten den Tod von Mitarbeitern. Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von einem "tragischen Missgeschick", dessen Hergang nun untersucht werde. Ist Medienarbeit in Gaza nur noch unter Lebensgefahr möglich?

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Süddeutsche Zeitung (DE) /

Ortsansässige Reporter brauchen Schutz

Die Süddeutsche Zeitung erkennt eine gezielte Politik Israels gegen die Berichterstattung aus Gaza:

„[A]usländischen Journalisten wird der unabhängige Zugang nach Gaza verwehrt. Lokale Journalisten werden getötet, um zu verhindern, dass die ganze Welt sieht, was für ein Horror in Gaza passiert. An den Bildern, die dennoch nach draußen gelangen, werden Zweifel gesät, gegen Journalisten werden Kampagnen begonnen. Und es funktioniert ja auch, der Aufschrei unter Kollegen hält sich in Grenzen, die Journalisten gelten vielen nur als 'Medienschaffende' zweiter Klasse. Es gibt Dinge, die man an ihrer Arbeit kritisieren kann. ... Einige wenige von ihnen haben Ansichten, die nicht akzeptabel sind. Darüber muss man reden. Jetzt aber muss man sie vor allem beschützen.“

The Irish Times (IE) /

Israelis sind mehrheitlich einverstanden

Es ist schockierend, dass Israels Bevölkerung solche Angriffe akzeptiert, schreibt The Irish Times:

„Die jüngste Meinungsumfrage (des aChord Center der Hebräischen Universität) zeigt, dass 76 Prozent der jüdischen Israelis ganz oder teilweise der Ansicht sind, dass 'es in Gaza keine Unschuldigen gibt'. ... Die öffentliche Meinung in Israel wird zum Teil von Medienvertretern geprägt, die offen zur Tötung palästinensischer Journalisten in Gaza aufrufen oder Wege finden, diese zu rechtfertigen. Auf i24news sagte der leitende Kommentator Zvi Yehezkeli: ,Wenn Israel beschließt, die Journalisten zu eliminieren, dann besser spät als nie. ... Israel hat gut daran getan, sie zu eliminieren, meiner Meinung nach verspätet‘.“

Dagens Nyheter (SE) /

Die Augen der Welt werden zu Zielscheiben

Beide Konfliktparteien haben in Gaza die Medienvertreter im Visier, beklagt Dagens Nyheter:

„Es besteht kein Zweifel daran, dass das, was in Gaza geschieht, ein Kriegsverbrechen ist, und dass Journalisten nicht einreisen dürfen, um die Geschehnisse zu untersuchen und darüber zu berichten, ist natürlich eine sehr bewusste Entscheidung von Netanjahus Regierung. ... Reporter in Gaza riskieren bereits Verfolgung durch die Terroristen der Hamas, wenn sie 'falsch' berichten. Nun riskieren sie auch noch, in einem Krieg ermordet zu werden, der jegliche Verhältnismäßigkeit verloren hat. Die Augen und Ohren der Welt in Gaza dürfen nicht zum Schweigen gebracht werden. Wir dürfen nicht blind und taub werden für das, was geschieht.“