Ukraine: Rückt ein Frieden in weite Ferne?

Die Gespräche zur Beendigung des Krieges in der Ukraine haben bisher keine Ergebnisse gebracht. Russland greift mit unverminderter Intensität ukrainische Städte aus der Luft an, die Ukraine beschießt russische Ölanlagen. Auch an der Front gehen die Kämpfe weiter. Europas Kommentatoren versuchen zu ermessen, was die Voraussetzungen für einen Frieden wären und wie die Chancen dafür stehen.

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Público (PT) /

Putin nutzt Trumps Passivität aus

Moskau hat keinen Grund, sich zurückzuhalten, erklärt Público:

„Putin hat nie die Absicht bekundet, den Krieg zu beenden. Im Gegenteil, er hat die Angriffe auf ukrainische Städte noch intensiviert, in derselben Orgie der Zerstörung und des Todes, die er mit der Invasion ausgelöst hat. Solange er auf die Passivität des amerikanischen Präsidenten zählen kann, hat er keinen Grund, den Krieg vor Ort zu beenden oder seine maximalistischen und absurden Forderungen zur Beendigung des Konflikts aufzugeben – die Kapitulation und Entmilitarisierung der Ukraine. Das wäre ein offenes Tor für eine von ständiger Bedrohung durch Moskau dominierte neue europäische Sicherheitsarchitektur.“

Kommersant (RU) /

Schnelle Beendigung nicht in Sicht

Kommersant sieht trotz Trumps Bemühungen weiter keine Aussicht auf ein Ende des Krieges:

„Die Versuche, von politischen Erklärungen zu konkreten Vereinbarungen über eine Lösung des Ukraine-Konflikts und zu einer Annäherung der Positionen der USA und Europas überzugehen, führen bisher zu gegenteiligen Ergebnissen. ... Angesichts des andauernden Konflikts verliert Donald Trump die Hoffnung auf eine schnelle Beendigung des Konflikts oder ein Treffen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj.“

Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Baldiger Frieden ist Fantasterei

Allein schon wegen der eigenen Sicherheit sollte Europa die Ukraine militärisch mehr unterstützen, meint die Neue Zürcher Zeitung:

„Putin stampft eine Rüstungsfabrik nach der andern aus dem Boden, sichert sich Nachschub bei seinen Diktatorenfreunden und errichtet neue Heereslager an der Nato-Grenze. ... Wer sich in dieser Situation auf einem Weg zum Frieden wähnt, gibt sich einer Phantasterei hin. Europa sollte der Gefahr ins Auge sehen und realistische Schlüsse ziehen. Der Kontinent ist militärisch ausgezehrt, und bis eine glaubwürdige Abschreckung gegenüber Russland wiederhergestellt ist, dauert es möglicherweise zu lange. Den besten Schutz Europas gegen Putins Imperialismus stellt heute die Ukraine dar. Das Land hält seit dreieinhalb Jahren dem russischen Ansturm stand, wenn auch unter schrecklichen Verlusten.“

Bernardinai (LT) /

Der Monolith des Krieges bricht auf

Kolumnist Valdas Kilpys sieht in Bernardinai jedoch eine entscheidende Umbruchsphase im Kriegsverlauf:

„Wir sind an einem Punkt einer ungeheuren Zäsur angelangt. Vom Sieg spricht niemand mehr. Die Rede ist von einer Pause oder einem Stopp der Kriegshandlungen. Das ist entscheidend, denn in der Semantik liegt viel Wesentliches. Wenn 'Sieg' kommuniziert wird, sind Verhandlungen unmöglich. Wenn jedoch vom Stopp des Krieges (nicht von Frieden) gesprochen wird, bricht der Monolith des Krieges auf und es entsteht ein Spalt für Verhandlungen. In genau dieser Spalte – in diesem Riss – leben wir jetzt.“