Welche Botschaft vermitteln die Nobelpreise?

Die Nobelpreise für 2025 sind vergeben – wie immer von den damit beauftragten Institutionen in Schweden und Norwegen. Vier der zehn Preisträger in den Kategorien Physik, Chemie, Medizin und Literatur stammen aus den USA, zwei aus Japan, je einer aus Großbritannien, Frankreich, Australien und Ungarn. Zum Abschluss der "Nobelpreiswoche" diskutiert die Presse über die Auszeichnung als Institution.

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De Volkskrant (NL) /

Forschung bekommt ein menschliches Antlitz

Nobelpreise sind ein bewährtes und erfolgreiches Mittel, um Wissenschaft für die breite Masse transparent zu machen, lobt De Volkskrant:

„Jeder kennt den Nobelpreis, auch diejenigen, bei denen Wissenschaft nicht ganz oben auf der Interessenliste steht, und das macht sie besonders neugierig auf den Forscher und seine Geschichte. Dies ist das größte Verdienst der Nobelpreise: Sie geben wissenschaftlichen Durchbrüchen ein Gesicht für die breite Öffentlichkeit. Sie erinnern alljährlich daran, dass wissenschaftlicher und technologischer Fortschritt nicht etwas ist, das 'einfach so passiert', sondern dass Menschen aus Fleisch und Blut dahinterstehen. Durch harte Arbeit, Erfolg und Misserfolg versuchen sie, den menschlichen Fortschritt voranzutreiben.“

Süddeutsche Zeitung (DE) /

Trotz Trump liegen die USA weiter vorn

Die wissenschaftsfeindliche Politik der US-Regierung kann dem Erfolg von US-Forschern bei den Nobelpreisen nichts anhaben, beobachtet die Süddeutsche Zeitung:

„Nun werden die Nobelpreise traditionell für Forschung vergeben, die Jahrzehnte zurückliegt, da konnte das Zerstörungswerk der Trump-Administration noch nichts anrichten. Doch auch in der Gegenwart besteht Hoffnung. Dazu ist das Netzwerk, das den Wissenschaftsstandort USA über Jahrzehnte zum besten der Welt gemacht hat, einfach zu differenziert und breit gefächert. Private Stifter und Förderer, eine Vielzahl von Fachzeitschriften und Gutachtern, persönliche Verbindungen und Erfahrungen tragen auch weiterhin zum guten Ruf der Forschung dort bei und halten die Qualität hoch. ... Auf diesen Schatz an Wissen und Expertise kann die Welt weiterhin bauen. Er lässt sich nicht per Dekret auslöschen.“

Kommersant (RU) /

Ein westliches Instrument

Der kremlnahe Kommersant hält es für gerechtfertigt, wenn anderswo in der Welt Alternativen zum Friedensnobelpreis entstehen:

„Der Friedensnobelpreis war schon immer Teil eines bestimmten gesellschaftspolitischen Modells und Instrument einer bestimmten Gemeinschaft. Im Rest der Welt lösten die Entscheidungen eher Irritationen aus, obwohl ihr Prestige unbestritten blieb. ... Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist mit der Schaffung von Auszeichnungen durch 'Interessengemeinschaften' zu rechnen, wie beispielsweise dem in Russland ins Leben gerufenen Internationalen Leo-Tolstoi-Friedenspreis. Der Friedensnobelpreis wird sich also zunehmend zu einem Instrument der westlichen Gemeinschaft entwickeln, das von den nicht dazugehörenden Ländern auch als solches wahrgenommen werden wird.“