Hochverarbeitetes Essen: Forscher schlagen Alarm

Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen – das Risiko für solche Erkrankungen steigt laut Wissenschaftlern durch den Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel. In einer aktuellen Publikation in The Lancet rufen sie Politik und Gesellschaft daher dazu auf, Ernährung auf Basis frischer und wenig verarbeiteter Lebensmittel zu fördern. Kommentatoren diskutieren Wege, wie das umgesetzt werden kann.

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Die Zeit (DE) /

Macht der Lebensmittelindustrie brechen

Für Die Zeit haben die Lancet-Autoren einen entscheidenden Punkt getroffen:

„Politische Maßnahmen müssen darauf abzielen, die oligopolartige Struktur der Lebensmittelwirtschaft aufzuweichen. ... Druck auf die Lebensmittelindustrie auszuüben, ist der deutschen Politik fremd. Andere Länder sind da wesentlich weiter: Dänemark oder Großbritannien haben längst eine Zuckersteuer, in Brasilien prangen Warnzeichen auf Lebensmitteln mit zu viel gesättigten Fettsäuren, Zucker oder Salz. Die Intention des Lancet ist also richtig und wichtig, und sie trifft auf Deutschland in besonderem Maße zu: Es braucht eine von der Lebensmittelindustrie unabhängige Lebensmittelpolitik.“

El País (ES) /

Gesundheitskrise gemeinsam verhindern

Die bisherigen Maßnahmen einzelner Länder können laut El País nur der Anfang sein:

„Spanien hat stark verarbeitete Lebensmittel in Schulkantinen verboten. In Mexiko, wo jedes dritte Kind übergewichtig ist und 16 Prozent der Erwachsenen an Diabetes leiden, hat die Regierung den Verkauf von 'Junkfood' in Bildungseinrichtungen untersagt. In Chile müssen Unternehmen in ihrer Werbung Warnhinweise anbringen und vom Verzehr dieser Produkte abraten. ... Wenn wir jedoch verhindern wollen, dass das Risiko für die öffentliche Gesundheit zu einer Krise führt, sind weitere Maßnahmen erforderlich. Dabei sind sowohl die Hersteller verantwortlich – die Millionen für Werbung ausgeben und ihre Regulierung massiv verhindern wollen – als auch die Staaten, die Verkauf und Vertrieb überwachen.“

Le Monde (FR) /

Kampf gegen Tabaklobby zum Vorbild nehmen

Angesichts der immensen Kosten für die Gesellschaft muss die Politik durchgreifen, fordert Le Monde:

„Die Lösung erfordert einen besseren Zugang zu gesunden Lebensmitteln parallel zu einer stärkeren Besteuerung von schlechtem Essen. Zudem müssen Werbung und Marketing für Lebensmittel mit ungünstigem Nährwertprofil, besonders wenn auf Kinder abgezielt wird, stärker reguliert werden. Das sind Lösungen, die in Frankreich bislang auf großen Widerstand gestoßen sind. Es ist ein harter Kampf angesichts der gigantischen Mittel der multinationalen Lebensmittelkonzerne, die auf die gleichen Methoden zurückgreifen wie die der Tabakindustrie, die jahrzehntelang den wissenschaftlichen Diskurs diskreditiert und nicht gezögert hat, eigene schamlos verfälschte Studien zu erstellen.“