Tschechien: Außenminister aus der Rassisten-Ecke?

Der bei der Regierungsbildung in Tschechien als künftiger Außenminister gehandelte Filip Turek sieht sich Vorwürfen von Rassismus, Homophobie und Sexismus ausgesetzt. Die Zeitung Deník N hat entsprechende, später wieder gelöschte Facebook-Beiträge Tureks veröffentlicht. Wahlsieger Andrej Babiš nennt das Problem "schwerwiegend", braucht die Stimmen von Tureks Autofahrerpartei aber für eine Regierungsmehrheit.

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Respekt (CZ) /

Indiskutabel für jedes politische Amt

Für Respekt ist Turek als Repräsentant Tschechiens untragbar:

„Turek verteidigt sich, indem er sagt, er habe die von der Zeitung zitierten Beiträge nicht verfasst. Gibt dann aber zu, dass er zwar etwas geschrieben habe, als er jung und dumm war – und sagt, dass er inzwischen älter und weiser geworden sei. Er entschuldigt sich sogar. Aus all dem, Tureks Hitlergrüßen, seinen Lügen, seiner schockierenden Gefühllosigkeit, seinen Bemerkungen über das Aufhängen politischer Gegner an Straßenlaternen usw. wird zumindest deutlich, dass der aktuelle Kandidat für den Posten des Chefs der tschechischen Diplomatie eine sehr finstere Figur ist. Eine, die man in anständigen Ländern von Führungspositionen schlichtweg ausschließt.“

Hospodářské noviny (CZ) /

Babiš wäre nachhaltig kompromittiert

Hospodářské noviny meint:

„Andrej Babiš möchte natürlich nicht, dass seine zweite Amtszeit als Premierminister mit einer Kontroverse beginnt, die im Ausland Wellen schlagen könnte. Und ein wichtiger Regierungsposten für jemanden, der beispielsweise das Massaker [in zwei Moscheen] im neuseeländischen Christchurch als 'Säuberung' bezeichnet, wäre verdammt schwer zu erklären. Babiš möchte in der Gesellschaft von Weltpolitikern mit Respekt empfangen und ernst genommen werden. Mit Turek als Minister im Rücken wäre das wahrlich nicht möglich. 'Seht mal, das ist der Typ aus Tschechien, der diesen Nazi in seiner Regierung hat', würde man auf jedem Gipfeltreffen flüstern. Ein Albtraum für Babiš.“

Novinky.cz (CZ) /

Intoleranz ist bereits eine feste soziale Größe

Novinky.cz beleuchtet die Reaktionen innerhalb der Gesellschaft:

„Drei Viertel der Menschen verfolgen Filip Tureks jüngste Eskapaden, und für die meisten ist es zu starker Tobak. Es herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass er entweder ganz aus der Politik aussteigen oder zumindest seine Forderung nach dem Außenministerium aufgeben sollte. ... Obwohl die öffentliche Reaktion Hoffnung macht, dass auch nach den Wahlen der gesunde Menschenverstand nicht verloren gegangen ist, ändert sich etwas – und das nicht nur schleichend: Das Problem mit Tureks Exzessen liegt unter anderem darin, dass seine Ansichten bei einem beträchtlichen Teil der Gesellschaft Anklang finden.“