Frankreich: Stärker durch freiwilligen Militärdienst?
Mit einem freiwilligen Dienst an der Waffe soll Frankreichs Armee gestärkt werden. Eine Wehrpflicht werde es vorerst nicht geben, der Dienst sei zudem auf "nationales Territorium" beschränkt, erklärte Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag. Vorausgegangen war eine Äußerung des obersten Armeechefs Fabien Mandon, der gewarnt hatte, dass das Land wegen der russischen Bedrohung bereit sein müsse, "seine Kinder zu verlieren".
Geschlossenheit demonstrieren
Nach innen und außen Farbe zu bekennen, ist für Ouest-France der richtige Ansatz:
„Die beste Art, jeglichen künftigen Konflikt zu unterbinden, ist, sich darauf vorzubereiten. Aktiv und sichtbar. Durch massive Investitionen in unsere Verteidigung, wie wir es ab diesem Jahr tun werden, wenn unsere politischen Entscheidungsträger es schaffen, sich auf einen Haushalt zu einigen. Sowie durch deutliche und unerbittliche Entschlossenheit gegenüber jeder Art von Aggression. ... Es geht nicht darum, ganze Jahrgänge zu den Fahnen zu rufen, und noch weniger darum, Einberufene an die Front zu schicken, sondern darum, die Geschlossenheit um unsere Werte herum zu stärken, das kollektive Bewusstsein zu schärfen und klarzumachen, dass die Verteidigung des Landes alle etwas angeht.“
Das Land muss einen anderen Weg einschlagen
Der kommunistische Regionalabgeordnete Pascal Mazet zeichnet in L’Humanité ein düsteres Bild vom Zustand Frankreichs:
„Diese Strategie erinnert an eine historische Konstante: Wenn soziale Ungerechtigkeiten zu stark sichtbar, wenn demokratische Spaltungen zu tief werden, ziehen es einige Regierungen vor, äußere Feinde zu konstruieren, anstatt den inneren Notstand zu beheben. .... Während die Bürger auf Krieg eingeschworen werden, liegen die öffentlichen Krankenhäuser darnieder, die Schulen leiden, die Löhne stagnieren, die ländlichen Gebiete leeren sich und die Jugend sucht eine Zukunft, die sie nicht erhält. … Frankreich muss einen anderen Weg einschlagen. Einen Weg der Diplomatie, friedlicher Souveränität, sozialer Gerechtigkeit, nationalen Wiederaufbaus durch Bindungen statt durch Konfrontation.“
Freiheit gegen Autokraten verteidigen
Europa sollte sich zuallererst auf seine Werte besinnen, drängt Philosoph Gaspard Koenig in Les Echos:
„Um hinzunehmen, 'unsere Kinder zu verlieren', sollten wir zunächst damit aufhören, uns selbst zu verlieren, und wieder Glauben in die liberalen Institutionen finden, die Europa heute vom Rest der Welt unterscheiden und ihm die erbitterten Angriffe von Autokratien einbringen. Lasst uns für die Langfristigkeit der Freiheit gegen alle diejenigen eintreten, die bereit sind, unsere Identität auf dem Altar eines kurzsichtigen Merkantilismus oder einer Geopolitik à la München [1938] zu opfern! Was Russland vor allem verabscheut, wie Wladimir Putin ständig wiederholt, sind unsere Werte. Ein Grund mehr, sie uns auf die Fahne zu schreiben.“
Durch Finanznöte auf wackligen Beinen
Die Finanzierung des neuen Militärdienstes hält der Tages-Anzeiger für unsicher:
„Wahr ist ..., dass dem hoch verschuldeten Frankreich die Mittel fehlen für grosse Investitionen. Es ist nicht einmal sicher, ob das fragmentierte Parlament ein reguläres Budget hinbringt bis Ende Jahr. Scheitert es, sind wohl auch die geplanten 6 bis 7 Milliarden Euro Mehrausgaben für die Armee weg. Und dann ist die Finanzierungsfrage beim neuen Service National bereits wieder prekär. ... Frankreich mag die 'beste' oder 'effektivste' Armee Europas haben, eine mit Atombombe, was natürlich ein zentrales Asset ist für die Abschreckung. Aber das Land ist ausgerechnet in diesem dramatischen Moment der Geschichte auch dramatisch klamm.“