Venezuela: Arbeiten die USA am Sturz Maduros?

Nachdem die US-Marine bereits mehrere angeblich mit Drogen beladene Boote in der Karibik angegriffen hat, sollen laut Trump jetzt auch Rauschgiftschmuggler an Land bekämpft werden. Auch autorisierte er CIA-Einsätze in Venezuela. Während die USA ihre Militärpräsenz in der Region verstärken, hat sich Venezuela an den UN-Sicherheitsrat gewandt. Europas Medien sehen das dortige Maduro-Regime als eigentliches Ziel der US-Operation.

Alle Zitate öffnen/schließen
Tages-Anzeiger (CH) /

Initiative zum Machtwechsel muss vom Volk kommen

Der US-Präsident erschwert Venezuela einen Neubeginn, betont der Tages-Anzeiger:

„In Venezuela muss sich etwas verändern. Viele Menschen dort leiden, etwa weil Nahrungsmittel und Medikamente knapp sind. Weil ihre Meinungsfreiheit unterdrückt wird oder wegen Stromausfällen oder der Kriminalität auf den Strassen. ... Es gibt kaum eine politische Führung auf diesem Planeten, die so versagt hat wie der vermeintlich 'sozialistische' Despot Nicolas Maduro. Und deshalb ist es grundsätzlich richtig, diesen Mann von der Macht zu entfernen. Die Rolle, die Donald Trump dabei spielt, ist trotzdem sehr unglücklich, womöglich auch gefährlich. ... Einen erfolgreichen Neubeginn wird es nur geben, wenn die Venezolaner selbst die Voraussetzungen dafür schaffen.“

eldiario.es (ES) /

Macho-Auftritt im Hinterhof

Kolumnist Isaac Rosa erinnert in eldiario.es an jahrzehntelange Einmischungen der CIA in Lateinamerika:

„In Anwendung der 'Monroe-Doktrin' war es der Hinterhof, den man vor dem Kommunismus schützen musste (und alles war Kommunismus). ... Nun kehrt die CIA nach Lateinamerika zurück, falls sie je weggewesen war: Trump hat 'verdeckte Operationen' in Venezuela genehmigt, einem Land, das seit fast 30 Jahren unter Einmischung leidet. Nach Sanktionen, Finanzierung von Gegnern und der Aussetzung eines Kopfgeldes auf Maduro hat Washington die Belagerung verschärft: Die US-Marine wurde in die Karibik entsandt, und 27 Menschen wurden ermordet. ... Trump tut dasselbe wie viele Präsidenten (einschließlich Demokraten), nur versteckt er sich nicht; er gibt damit an.“

The Guardian (GB) /

Einmischung ohne Einmarsch

The Guardian rechnet nicht mit einer realen Militärintervention der USA in Venezuela:

„Die Tatsache, dass CIA-Operationen und Kriegspläne so eifrig öffentlich gemacht werden, könnte darauf hindeuten, dass die USA auf einen Regimewechsel durch die Flucht Maduros hoffen (was unwahrscheinlich ist) oder Ausdruck der lang gehegten (aber bislang grundlosen) Hoffnung sein, dass sich Militär und Sicherheitskräfte gegen Maduro wenden werden. Andere vermuten, dass dies nur das jüngste Beispiel für Trumps unverblümte 'Sonst...'-Außenpolitik ist, mit der er Maduro unter Druck setzen will. Die USA haben eine lange und unrühmliche Geschichte der Einmischung in Lateinamerika. Doch Trump wird sich davor hüten, die Maga-Anhänger mit einem Militäreinsatz zu verärgern.“

De Volkskrant (NL) /

Linke Diktaturen sind für Trump rote Tücher

Der US-Präsident agiert in der Region nach einem simplen Freund-Feind-Schema, analysiert De Volkskrant:

„Trump will, dass die lateinamerikanischen Länder nach seiner Pfeife tanzen. Linksgerichtete Führer werden bestraft, rechte unterstützt. ... In dieser neuen Realität ist Nicolás Maduro der größte Schurke. Trump mag Diktatoren, aber keine linken Diktatoren. ... Gegenüber Politico und der Washington Post äußern amerikanische Quellen Zweifel daran, dass die USA tatsächlich in Venezuela einmarschieren werden. Aber eines ist sicher: Mit Hilfe der CIA werden die Amerikaner versuchen, Maduro zu untergraben und psychologisch zu zermürben, um den Druck auf den venezolanischen Präsidenten so weit wie möglich zu erhöhen. “