Athen führt 13-Stunden-Arbeitstag ein: Wem nutzt es?
Das griechische Parlament hat vergangene Woche ein neues Arbeitsgesetz verabschiedet, das unter anderem in bestimmten Fällen 13-Stunden-Arbeitstage erlaubt. Diese sollen an maximal 37 Tagen pro Jahr angewendet werden dürfen. In mehreren Städten Griechenlands gab es große Demonstrationen dagegen. Die Landespresse beleuchtet Sinn und Folgen dieses Vorstoßes.
Eine Erleichterung für Unternehmen
Es geht um die Interessen der Arbeitgeber, urteilt Protagon:
„Jeder weiß, dass dies Griechenland ist und hier das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ungleich ist. Daher ist es für das Arbeitsministerium äußerst schwierig, diejenigen mit Vorbehalten zu überzeugen – selbst wenn es das neue Gesetz als Versuch darstellt, den Schutz von Arbeitnehmern mit der Erleichterung der Geschäftstätigkeit zu verbinden. ... Die Wahrheit ist, dass der Schutz der Arbeitnehmer und die Erleichterung für die Unternehmen eher widersprüchliche Konzepte sind, und die Formulierung verrät auch, wer von dem neuen Gesetzentwurf profitiert oder allen Grund hätte, mit seiner Umsetzung zufrieden zu sein. Offensichtlich diejenigen, denen 'Erleichterungen' gewährt werden.“
Schwarzarbeit ist das größte Problem
Das Webportal News247 betont:
„Das Problem liegt nicht im rechtlichen Rahmen, der 13 Arbeitsstunden an drei Tagen im Monat mit Zustimmung des Arbeitnehmers und einer Gehaltserhöhung von 40 Prozent erlaubt. Das Problem liegt im weiteren Arbeitsumfeld, das sich oft unter sklavenähnlichen Bedingungen entwickelt. Unbezahlte Überstunden. Weihnachts-, Ostergeld und Urlaubsgeld, das 'schwarz' an den Arbeitgeber zurückfließt. ... Und vor allem die 'Schwarzarbeit', die in erster Linie ein Problem für legal Beschäftigte ist. Einerseits sind sie dem Wettbewerb der Arbeitskosten ausgesetzt, andererseits erhalten sie aufgrund erhöhter Sozialabgaben einen niedrigeren Lohn. Es gibt jedoch noch etwas anderes, das vielleicht noch schwerwiegender ist: die stillschweigende Akzeptanz der Ausbeutung.“
Die Produktivität lässt zu wünschen übrig
Zu wenige geleistete Arbeitsstunden sind gar nicht das Problem, erläutert das Webportal In:
„So sehr man auch versucht, Griechenland als ein Land darzustellen, in dem es bergauf geht und nicht bergab, sieht die Realität doch so aus, dass wir hier die meisten Arbeitsstunden in der Europäischen Union leisten, aber laut Eurostat in Bezug auf die Kaufkraft auf dem vorletzten Platz liegen. Und obwohl wir mehr als alle anderen arbeiten, war die Arbeitsproduktivität pro Arbeitsstunde in Griechenland die niedrigste innerhalb der EU. Das zeigt, dass nicht die Arbeitszeiten schuld sind, sondern die Art und Weise, wie gearbeitet wird.“