Was passiert nach Veröffentlichung der Epstein-Akten?
In den USA haben das Repräsentantenhaus und der Senat den Weg freigemacht für die Veröffentlichung der geheimen Akten zum Epstein-Skandal. Nun braucht das Gesetz noch die Unterschrift von US-Präsident Trump. Der hatte sich lange gegen die Veröffentlichung gewehrt, obwohl er sie im Wahlkampf versprochen hatte. Können die Ermittlungsakten über den Sexualstraftäter Epstein Trump gefährlich werden?
Schon viele Skandale überstanden
Ilta-Sanomat sieht keine reale Gefahr für den Präsidenten:
„Offensichtlich geht Trump davon aus oder weiß, dass keine wirkliche Bombe zu finden ist. Er hat bereits vor Gericht Skandale überstanden, die jeden früheren Präsidenten oder Präsidentschaftskandidaten zu Fall gebracht hätten. Es ist schwer vorstellbar, wie schrecklich die Enthüllung sein müsste, um ihn zu zerstören. Trumps Gegner unterschätzen oft seine Intelligenz und suchen nach Anzeichen für senile Verwirrung des betagten Präsidenten. Trumps Instinkte als Politiker der Straße scheinen jedoch weiterhin zu funktionieren. Eine andere Frage ist, wie lange das noch funktioniert.“
Plötzlich Risse in der Maga-Bewegung
Der Standard sieht für Trump
„ein doppeltes Warnsignal. Zum einen hat seine kommunikative Allmacht versagt: Er wollte das Thema kleinreden und hat es tatsächlich groß gemacht. Zum anderen bröckelt seine Autorität: Vor ein paar Wochen noch schien es unvorstellbar, dass sich die Republikaner dem Präsidenten entgegenstellen. Nun haben ihn mehrere Abgeordnete um seine einstige Verbündete Marjorie Taylor Greene knallhart auflaufen lassen. Der eiserne Griff des Patriarchen verliert an Spannung. So zeigen sich in der lange machttrunkenen Maga-Bewegung plötzlich erste Risse. ... Je näher die Zwischenwahlen im nächsten Jahr rücken, desto mehr könnten sich um ihre Wiederwahl fürchtende Abgeordnete auch bei anderen politischen Reizthemen abzusetzen versuchen.“
Der Druck der Basis war stärker
La Vanguardia erkennt einen Wendepunkt:
„Die USA sind auf dem Weg, ihre globale Führungsrolle zu verlieren, weil die weiße Mittelschicht, die für Donald Trump gestimmt hat, ihn aufforderte, einer Welt abzuschwören, die sie enttäuscht hatte. … Der Epstein-Skandal ist das reinste und verheerendste Element in diesem Amalgam von Emotionen, das wie Lawa aus dem Vulkan der Maga-Bewegung ausgebrochen ist. ... Donald Trump schien immun gegen jegliche Kritik. … Diesmal haben republikanische Politiker aber dem Druck widerstanden, weil ihre Basis die Veröffentlichung dieser Dokumente fordert. Sie glauben, dort stehen alle Geheimnisse jener Welt, die sie verabscheuen. Wer weiß, ob sie auch Trumps Haltbarkeitsdatum preisgeben.“