Demografie: Wo bleibt der Nachwuchs?
Vor 36 Jahren, am 20. November 1989, wurde die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet. An diesem Internationalen Tag der Kinderrechte fragen sich die Medien allerdings auch, warum die Zahl der Geburten weiter rückläufig ist und eine Überalterung der Gesellschaften in Europa droht.
In der Familienpolitik durchstarten
Im Jahr 2025 wird Frankreich zum ersten Mal seit 1945 mehr Todesfälle als Geburten verzeichnen. Le Figaro fordert einen Gesellschaftspakt,
„der das Gleichgewicht zwischen den Generationen wiederherstellt, und zwar durch ausgewogenes Verhältnis zwischen den Funktionen des Wohlfahrtsstaats, der heute 14,5 Prozent des BIP für Renten und 2,2 Prozent für die Familienpolitik aufwendet, während 1946 Gleichstand herrschte. Durch universelle Familienleistungen und deren Auszahlung ab dem ersten Kind. Durch die Erklärung des Kampfs gegen die skandalöse Kindersterblichkeit zum großen nationalen Anliegen. … Durch die Gewährleistung der beruflichen Gleichstellung und die Erleichterung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. … Durch die Modernisierung des Bildungssystems.“
Unsere Welt steht auf 'Adults only'
Avvenire beklagt eine kinderfeindliche Welt:
„Heute, am 20. November, begehen wir den Internationalen Tag der Kinder- und Jugendrechte – ein Alter, das in unserer Gesellschaft immer seltener wird. Kindheit ist heute weitgehend unsichtbar, und das nicht nur aufgrund des drastischen Geburtenrückgangs oder der Migrationsbewegungen. Kinder fehlen in unseren erweiterten Familien, in Wohnhäusern, in den Innenhöfen. Straßen und Plätze sind für freies Spielen gesperrt, teilweise mit ausdrücklichen Verbotsschildern. Es gibt immer mehr 'kinderfreie' Hotels und Restaurants – Orte, an denen absolute Ruhe herrschen muss. Selbst Kirchen richten mitunter separate Räume ein, um zu verhindern, dass die Kleinen die Gottesdienste stören.“
Eine Gesellschaft im Niedergang
HuffPost Greece warnt:
„Die niedrige Geburtenrate hat nicht nur mit der Überalterung der Bevölkerung, der Belastung des Sozialversicherungssystems, der Schwächung der Regionen, dem Niedergang und der Entvölkerung von Schulen oder mit der Veränderung der Identität der griechischen Familie zu tun. ... Eine alternde Bevölkerung, die sich nicht erneuert, und deren Gefühl, eine sich dynamisch entwickelnde Gemeinschaft zu sein, gestört ist, wird jedoch anfällig für jede Form von Druck, von wirtschaftlicher Abhängigkeit bis hin zu kultureller und politischer Veränderung. In einem dynamischen und sensiblen geografischen Raum wie der Ägäis und dem südöstlichen Mittelmeerraum kommt die Überalterung Griechenlands leider – und selbstverständlich – einer Niederlage ohne Krieg gleich.“
Angstmacherei um die polnische Identität
Vor einer fremdenfeindlichen Komponente in der Debatte über zu wenig Kinder polnischer Eltern warnt Polityka:
„Aus ethischer Sicht sollten wir so schnell wie möglich die Geschichten über eine 'Demokalypse' aufgeben. Denn sie wird nicht durch die Sorge um den Zustand der Gesellschaft angetrieben, sondern durch einen außergewöhnlich starken emotionalen Treibstoff: die Angst um die eigene Identität. Als ob es uns irgendwie schmerzte, an eine Zukunft zu denken, in der die polnische Kultur zahlenmäßig geschwächt ist. Als ob wir davon ausgehen würden, dass Ausländer, die in Polen Kinder bekommen, diese Identität nicht mehr weitertragen würden, selbst wenn ihre Kinder polnische Schulen besuchen und Polnisch sprechen.“