Erste Auslandsreise führt Papst in die Türkei
Im Rahmen seiner ersten Auslandsreise nach seiner Wahl zum Papst stattete Leo XIV. der Türkei einen dreitägigen Besuch ab. Anlass war nicht zuletzt das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa, bei dem die Grundlagen für das ökumenische Glaubensbekenntnis gelegt wurden. Leo XIV. traf auch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan zusammen, den er für seine Friedensbemühungen in Nahost und der Ukraine lobte.
Ankara setzt auf Dialog und Frieden
Trotz aller Kritik war dieser Papstempfang eine großartige Geste Ankaras, kommentiert Milliyet:
„Während seines Aufenthalts in unserem Land hat der Papst Botschaften für den Weltfrieden ausgesprochen und davor gewarnt, dass die Menschheit von einer großen Kriegsgefahr bedroht sei. Die Sensibilität der Türkei aufgrund des Vertrags von Lausanne ist natürlich berechtigt, aber in dieser Situation, in der wir auf einen Dritten Weltkrieg zusteuern, sollten wir uns nicht für eine Spaltung, sondern für eine Annäherung einsetzen. Das Land, auf dem wir leben, hat uns diese historische Aufgabe übertragen. Die friedens- und dialogorientierte Haltung unseres Staats in dieser Frage sollte gewürdigt werden.“
Ein Schlüsselmoment in bewegten Zeiten
Das Verhältnis des Vatikans zur Türkei spiegelt die komplexen Spannungen unserer Zeit wider, urteilt der Experte für Religionsfragen, François Mabille, in La Croix:
„In diesen bewegten Zeiten ist die Reise von Papst Leo XIV ein Schlüsselmoment. Der Papst wendet sich an einen Staat, der kein klassischer Verbündeter mehr ist, sondern ein autonomer Akteur, dessen Identitätsentwicklung direkte Auswirkungen auf den Mittelmeerraum, den Nahen Osten und das interreligiöse Gleichgewicht hat. ... Die Beziehung zwischen der Türkei und dem Heiligen Stuhl erscheint als Spiegelbild der aktuellen geopolitischen Unsicherheiten und zweier sich kreuzender geopolitischer Wege: Zwischen ihnen besteht eine ständige Spannung zwischen Erinnerung, Glaubensfragen, Diplomatie und der Neugestaltung der Welt.“
Christen stehen unter Druck
Die Kronen Zeitung gibt zu bedenken, dass Erdoğan seit Jahren eine Islamisierung des Staates vorantreibt:
„Dass Leo XIV. ... die Türkei als Brücke zwischen Ost und West würdigte und die Bemühungen Erdoğans, als internationaler Friedensvermittler aufzutreten, lobte, mag verständlich sein. Dabei sollte er sich allerdings nicht verschweigen in Hinblick auf die Tatsache, dass in der Türkei Erdoğans heute Christen zunehmend unter Druck geraten und dass es unter der AKP eine zunehmende Islamisierung des Landes gibt. Allein die Tatsache, dass Erdoğan die Hagia Sophia, eine der ältesten und ehrwürdigsten Kirchen der Christenheit, nachdem sie jahrzehntelang ein Museum war, wieder in eine Moschee umwandelte, macht dies deutlich.“